Die Reise der Seele ins Jenseits .
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fernen . 1 ) Auf Borneo wird der Geist eines Verstorbenen , den man vier Tage lang mit Reis bewirtet hat , nachher ausgefegt und dabei seine Speise - gefässe zerbrochen . 2 ) Die Tonquinesen vermeiden die Reinigung des Hauses während des Festes , wo die Seelen der Verstorbenen zur jahrsvisite in ihre alten Häuser zurückkehrten . 3 ) In Kongo wird das Sterbehaus ein Jahr hindurch nicht gefegt [ „ damit nicht der Staub den empfindlichen Geisterleib verletze " ? ? ] . 4 ) In Rom war das Recht , die Leichenhäuser zu reinigen , auf die Everriatores beschränkt . Der sammengefegte Kehricht wird wohl überall bei Seite geschafft sein , hier und da wird er auf den Kirchhof getragen . 5 ) Die Betschuanenstämme sollen ihre Häuptlinge innerhalb ihrer Hürden begraben und dann das Vieh ein paar Stunden lang an der Stelle herumtreiben , um alle Spuren des Toten zu verwischen . 6 )
Andere Handlungen versuchten der Pussspur auf direkterem Wege zu Leibe zu gehen : man lässt das Rasenstück , auf dem der Feind gestanden , im Rauch vertrocknen7 ) , man vergräbt die Spur des Gegners in einem Grabe8 ) , man nagelt sie mit einem Sargnagel fest9 ) [ wodurch man schon zu Plinius Zeit10 ) Pferde zum Lahmen brachte , wie noch heute ] . 11 ) Daher die Furcht wendischer Bauern , den Mist von der Stelle zu geben , auf der das Vieh gestanden . 12 ) Man versucht sogar Geister festzunageln , wenn man bei den Bulgaren und Altserben , sobald man die Leiche emporgehoben , in die Aufbahrungsstelle einen Nagel hineintreibt , um die Todesfrau an jene Stelle zu bannen . 18 ) Bei den alten Arabern wurde bisweilen die Ergreifung eines Räubers dadurch möglich gemacht , dass man seine Spur in einer darüber geworfenen Schüssel auffing . 14 )
Wir haben diese Mittel zur Vernichtung der Fussspur erwähnt , weil sie sämtlich der Vertilgung von Totengeistern ihrer Natur nach hätten dienen können ; wir haben sie so kurz wie möglich skizziert , weil wir nicht zu erweisen imstande sind , dass sie diesem Zwecke wirklich jemals gedient haben . Die jetzt zur Besprechung kommenden , den gleichen Zweck verfolgenden Mittel waren hingegen nachweislich direkt zur schädlichmachung des Toten bestimmt und zwar in der Weise , dass man entweder die Spur als solche vernichtete oder dem rückkehrenden Geist den Weg verbaute oder den Ausmarsch ins Jenseits ihm unmöglich zu machen versuchte .
1 ) Zeitschr . f . Ethnol . 21 , 121 . — 2 ) Bastian , Vorst . , 34 . — 3 ) Tylor 1 , 448 . Bastian ,
Verbleibsorte , 34 . — 4 ) Bastian , Vorst . , 34 , Verbleibsorte , 34 . Tylor 1 , 448 . — 5 ) Bastian ,
^ erbleibsorte , 56 . — 6 ) Livingstone , Südafrika und Madagaskar3 , 52 . — 7 ) Sartori a . a . 0 .
Wuttke a . a . 0 . 173 . Grimm , Myth . 4 , 2 , 915 . Andree , Braunschw . Volkskunde , 307 . Perger ,
deutsche Pflanzensagen , 89 . — 8 ) Litteratur bei Sartori a . a . 0 . Bezzenberger , Litauische
Forschungen , 69 . — 9 ) Wuttke 389 . Bartsch a . a . 0 . 235 f . — 10 ) Plinius 28 , 10 bei
Mytb . 4 , 2 , 943 . — 11 ) Aberglaube aus Ostpreussen , vgl . Sartori a . a . 0 . , Grimm ,
Myth . 4 , 2 , 915 u . a . — 12 ) Schulenburg , Wendische Sagen , 160 . — 13 ) Unsre Zeitschrift
für Volkskunde 1 , 157 . — 14 ) Wellhausen , Skizzen , 3 , 152 .