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Hein :
Stroli eine Puppe , setzt ihr die Haube cles Kindes auf , trägt sie zur Ziller und wirft sie mit abgewandtem Gesichte in den Bach mit den Worten : „ Nachtwuone , da hast du dein Kind ! " Dann läuft man eiligst nach Hauser und das Kind ist beruhigt .
J . Zingerle , Sitten und Bräuche des Tiroler Volkes2 ( 1871 ) , S . 7 . 53 .
Ygl . Wolf , Ztschr . f . Myth . I , 237 ; Melusine VII , 18 .
b ) Wenn ein Kind krank ist , verfertigt man aus den Windeln selben eine Puppe , die auf dem Dache unter freien Himmel ausgesetzt wird , indem man dreimal wiederholt : „ Sieh , hier ist Kind für Kind ! "
Mélusine VIII , 272 . F . II , 4 ( Ottomanische Juden ) .
4 . Dänemark . Noch kennt das Volk , die Alten wenigstens , eine Art von Zauberpuppen , welche „ Dragedukker " genannt werden . Das Wort bedeutet nicht „ Drachenpuppen " , sondern „ Tragpuppen " , d . h . Puppen , die Reichtümer nach Hause zu ihrem Besitzer tragen . Wie solche gemacht werden , scheint vergessen zu sein , ich habe wenigstens darüber keinen klaren Bescheid erhalten können . In einem handschriftlichen dänischen Wörterbuche Moths , aus dem Schlüsse des 17 . Jahrh . , wird die Erklärung gegeben : „ Dragedukke ist eine kleine beinerne Puppe oder eine solche von der Alraunenwurzel , welche nach dem Wahne des gemeinen Mannes Geld aus dem Besitze anderer trägt und es ihrem Hausherrn liefert . "
Vgl . Werlauff , Antegnelser til Holbergs Lystspil ( 1858 ) , S . 497 .
Die Puppen , die im Geldbehälter der Truhe im Celler Museum gefunden sind , gehören wahrscheinlicherweise zu der Familie der , , Dragedukker " .
Die Opfer - Bärmutter als Staclielkugel .
Von Dr . Wilhelm Hein .
( Mit 3 Abbildungen . ) * )
Die gewöhnliche Form der Gebärmutter , welche Frauen bei mutterleiden zu opfern pflegen , ist die Kröte , über deren verschiedene Arten und ihr Verbreitungsgebiet in dieser Zeitschrift eine ausführliche Darlegung erscheinen wird . In einem engbegrenzten Gebiete , und zwar in Südtirol , findet man in den Wallfahrtskirchen anstatt der Kröte , leicht auch neben ihr eine aus Holz geschnitzte Kugel mit vielen ein -
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gesetzten Stacheln , aufweiche im Vorjahre F . Weber aufmerksam gemacht
1 ) Die Abbildungen wurden von Robert Karl Lischka in Wien gezeichnet .