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worauf die Ränder der Figuren mit einem scharfen Instru-
mente nachgebessert wurden, Das Ornament ist sehr zierlich
and ziemlich symmetrisch, doch zeigt seine Ausführung keine
sichere und geübte Hand.
Vor einigen Jahren wurde auf diesem Hradist& ein aus-
gehöhltes, massives Steingefäss gefunden, dessen Zeichnung
and Dimensionen mir Herr FErRDINAND A, GRAF ZU TRAUTTMANS-
DOoRFF freundlichst zusendete (Fig. 16). Dasselbe besteht aus
Granit und ist stark verwittert; die Höhlung ist elliptisch,
der kleine Boden flach; Höhe des Gefässes 13 cm, des Fusses
3 cm, der inneren Höhlung 8 cm, grösster Durchmesser oben
21 cm, der Oeffnung 15 cm, Durchmesser des inneren Bodens
10 cm, Wanddicke 3 cm.
Resultate. Dieses Hradist& gehört zu den Jüngeren.
stark befestigten Wallburgen Böhmens und scheint,
wenigstens während einer längerer Zeit, nicht besiedelt
gewesen zu sein. Es dürfte jedoch in heidnischer Zeit
als eine geheiligte Stätte benützt worden sein, wofür
nicht nur das beschriebene Steingefäss, das als Opfer-
gefäss anzusehen wäre. sondern auch der Umstand
Fig. 16. Gefäss ans Granit, 1/, nat, Gr.
A
spricht, dass man hier vor Zeiten beim Ackern auf
den tieferen Gehängen des Berges verkohlte Eichen-
stämme von verschiedenen Dimensionen vorfand.
Sicher ist, dass man hier gegen Ende .der heidnischen
Zeit, also in der zweiten Hälfte des XI. Jahrhundertes,
wie dies die bei dem Skelete vorgefundene Münze,
welche noch nicht mit der Krone des Königs
Vratislav II. (1086—1092) geziert ist, beweist, die
Verstorbenen (wahrscheinlich des uralten slavischen
Ortes Stitary) beerdigte. Die Bestattungsweise und
die Beigaben (Schläfenringe, Münze in der Hand)
stimmen vollkommen überein mit dem von mir im
Jahre 1882 !) beschriebenen Gräberfelde bei Schütten-
hofen. Dieser Gebrauch war übrigens in Böhmen,
wie dies die in den letzten Jahren gemachten Er-
fahrungen darthun, sehr verbreitet. Derselben Zeit
gehören wohl auch die übrigen, hier im zweiten
Graben gemachten Funde an, mit Ausnahme der
Münze aus dem XVI. Jahrhunderte, welche wohl
später zufällig auf den Berg gelangte. Anlässlich
1) WorDkicH, Slovansk6 pohrebist& u Sußice, (Pamätkı
arch6olog., Prag 1882, Bd. XII, Heft 1.)
ler in diesen Gegenden von Baiern her erfolgten
Verbreitung des Christenthums dürfte der die Ab-
ıänge. bedeckende Eichenhain durch Feuer ver-
ılchtet und an der Stelle der heidnischen Begräb-
nissstätte eine Kirche gebaut und ein christlicher
Friedhof errichtet worden sein. Dieser alten Kirche
mag die beschriebene verzierte Thonplatte angehört
haben. Eine derartige Wandlung alter heidnischer
Stätten ist in Böhmen nicht selten anzutreffen.
II. Funde in Wallbauten.
Hradist& Drevie.
In Gesellschaft des fürstlich Schwarzenberg’schen
Güterdirectors Herrn OLscHBAUER in Citolib besuchte
ich im Jahre 1891 die genannte, schon lange bekannte
Wallburg, deren Name der Geschichte angehört. Nach
Josmas‘) hat sich Fürst Odalrich (Oldfich) dieser
iusserst festen Burg bemächtigt. Wocz””) gibt auf
Grundlage der Berichte von Bauxss eine ziemlich
ausführliche Beschreibung dieser südlich von Laun,
zwischen Vinafic und RoCov, auf einem hohen Berg-
rücken gelegenen Wallburg. Der gegen 4 m hohe Wall
zieht sich im Norden und Osten um die ausgedehnte
ebene Burgfläche herum und besteht nach Wockr
zus Erde und Schiefergerölle; im Westen fällt der
Zergrücken steil ab und es entfiel hier die Noth-
vendigkeit einer Befestigung. An einer frischen
Jurchbruchstelle im östlichen Walle, die etwa 0:5 m
ief ging, fand ich, dass hier der Wall aus sandigem
‚ehm bestand; gegen den Grund desselben zeigte
sich Asche. Eine nähere Untersuchung des Walles
wäre sehr wünschenswerth; ich hatte hiezu leider
ıicht die nöthige Zeit. Im Nordosten führt ein
zurzer Doppelwall zu einem Brunnen. Im Süden
»iegt der Wall schlingenförmig nach innen um und
ässt zwischen dem westlichen Abfalle nur einen
ıchmalen Zugang offen, der vielfach als „Eisernes
Chor“ bezeichnet wird. Ohne Zweifel befand sich
ıer ein befestigter Zugang; allein an die Existenz
»ines Thores aus Eisen ist hier wohl nicht zu denken.
Mir wurde der gegenüberliegende hohe Felsen als
„Eisernes Thor“ bezeichnet. Gegenwärtig steht in
der nordwestlichen Ecke der Wallburg ein Jägerhaus
und östlich von diesem eine Capelle des heiligen
Wenzel (im Renaissancestil) erbaut.
1) Cosmas, I, 70, ad ann. 1002. „Dux Odalricus rediens
ad patriam, intrat munitissimum castrum nomine Drevic ete.“
2?) WocerL, Pravök, S, 429—431, Siehe auch Pamätky
arch.. YIL S. 604