14
H . Steinthal ,
Synthese zu leisten , wie es in Betreff des 12 . Capitels möglich ist . Indessen habe ich mich noch an dem Stücke c . 28 , 15—68 also an 54 Versen versucht , während das zwölfte pitel nur 32 Verse hat ; und ich schmeichle mir , dass mir hier die kritische Analyse und Synthese noch besser geglückt sei . Dass auch dieses Stück aus verschiedenen , wesentlich und mehr oder weniger übereinstimmenden , Quellen gesetzt ist , wird wohl , einmal darauf hingewiesen , niemand leugnen . Fünfmal kommt das Anhangen der Beulen tens vor ( V . 21 . 22 . 27 . 35 . 60 ) . Ich werde darum das 28 . Gap . lieber sogleich auf einer Tabelle genau so vorführen , wie auf der ersten das 12 . Gap . wiedergegeben ist .
Hierzu einige Erläuterungen .
Die vorgeführte Stelle scheint mir in den Litteraturen aller Völker ohnegleichen . Sie heißt gewöhnlich der Fluch ; die Juden nennen sie richtiger nrcm d . i . Zurechtweisung und Warnung . Sie nennt sich freilich selbst »Fluch« . Dies ist aber nur eine stilistische Form . In Wahrheit wird hier das wirkliche Unglück und Leiden des Volkes Juda geschildert ; aber die Sache wird so dargestellt , als verkündigte der große Prophet , Mose , die Strafe , welche das Volk für seine losigkeit ereilen werde .
Daher haben wir hier einen Fluch , erstlich , ausgesprochen ohne Zorn und Hass . Im Gegenteil spürt man überall nicht nur die Wehmut heraus , welche alle Sätze durchhaucht , sondern den Schmerz des Vaters , der seine Kinder tigen muss .
Diese Züchtigung aber zweitens ist härter , als irgend eine andre , von welcher die Geschichte der Völker erzählt : weil sie tiefer gefühlt wird . Kann man das lesen , ohne sammenzuschauern ?
So ist nun auch dieser Fluch , drittens , als litterarisches Werk unvergleichlich . Wo in den Litteraturen aller Völker wäre ein ähnlicher Fluch ! Von jenen prosaischen werken , welche eben so ekelhaft , als sittlich verworfen sind , um so ekelhafter und verworfener , je höhere Autorität sie beanspruchen , sehen wir ganz ab . Aber selbst wenn wir