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H . Steinthal ,
structionslehre oder Historik heißen * ) . Sie ist , wenn der erste Teil der Encyklopädie Interpretation und Kritik umfasst , Gegenstand des zweiten Teils derselben . In beiden Teilen ist die Encyklopädie durchaus formal , nichts als Methodenlehre der Philologie , deren materialer Teil in den Ergebnissen der drei Functionen des Philologen liegt , in den besondern philologischen Disciplinen . — Ist nun zwar seits die Encyklopädie mit der Methodologie identisch : so ist sie doch namentlich in der Constructionslehre nicht bloß regulativ , sondern constitutiv . Sie ist zugleich Methoden - und Principienlehre der Philologie .
Unsere Encyklopädie der Philologie würde sich also folgendermaßen gliedern :
Einleitung : Aufgabe und Gliederung der Encyklopädie .
I . Allgemeine Methodik der Philologie .
A . Theorie der Interpretation .
B . Theorie der Kritik .
II . Constructionslehre .
A . Idee des Antiken oder allgemeine Altertumslehre .
B . Historik .
a ) Stufen der Entwicklung des Geistes im Allgemeinen , Wesen des Fortschrittes u . s . w .
b ) Bildung der besondern Disciplinen : Hülfsmittel , sichtspunkte , Probleme , bisherige Leistungen .
Demnach würde beispielsweise unter II . B . b im schnitt Literaturgeschichte eine vollständige Kunde der schriften und Ausgaben der alten Autoren zu geben sein , während die Litteratur - Geschichte selbst sich dieser Aufgabe entschlagen könnte .
Hiermit glaube ich nur klar ausgesprochen zu haben , was jeder Philologe , der Encyklopädie gelehrt hat , als wendig gefühlt hat und was auch Böckh vorgeschwebt hat . Auch meine ich nicht , Bernhardy zu widersprechen . Wenn
* ) Vergi , meinen Vortrag in der Vers , der Philologen in Wiesbaden 1877 . »Die Arten und Formen der Interpretation« Einleitung .