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ständig ; die Vorstellungen aber , die im Volke herrschten , kennen wir viel weniger , insofern sie nicht in der Sprache und den praktischen Institutionen verkörpert sind . Daher verdient wohl jede Quelle , und flösse sie auch noch so spärlich , aus der wir solche ganz eigentliche Volksvorstellungen der Griechen schöpfen können , volle Beachtung .
Eine Quelle dieser Art ist uns in der jüdischen Literatur gegeben . Wie die jüdischen Schriftwerke des Mittelalters man - chen Aufschluß über die Denkweise und Verhältnisse dieser Zeit gewähren : so ist auch aus den Büchern des Talmud und Mid - rasch so Manches von der Vorstellungsart und Redeweise der hellenistischen Völker zu lernen , unter denen jene Bücher meist versaßt sind . Diese Quelle ist der Philologie von Dr . M . Sachs eröffnet in seinen zwei Heften „ Beiträge zur Sprach - und Alterthumsforschung aus jüdischen Quellen " . Hier hat der Ver - fasser mit ungemeiner und gründlicher Belesenheit in zwei sehr heterogenen Literaturen , von denen die eine nur Wenigen zu - gänglich , die andere — da es sich nämlich vorzüglich nm die spätere und späteste griechische Literatur handelt — wenig ziehendes hat , eine Fülle der interessantesten Notizen gesammelt und nach aAgemeinen Gesichtspunkten geordnet . Diese Arbeit ist vielleicht nicht so bekannt geworden , wie sie verdiente . We - der Renan , der für seine Geschichte der semitischen Sprachen manchen Nutzen aus derselben hätte ziehen können , noch auch Kuhn scheint sie gekannt zu haben ; sonst wäre letzterem wohl schwerlich folgende Notiz entgangen , die ihm doch hätte sehr willkommen sein können , wie mir scheint .
Kuhn hat ( S . 36 — 39 ) durch Belegstellen aus verschiede - nen Autoren zeigen können , daß das alte griechische Feuerzeug ans zwei Hölzern ( nvQüa ) bestand , von denen das eine die ho' / aQa , das andere rgvnavov hieß . Das später auftretende , aber auf alter Ueberlieferung beruhende rjUov v . vy . loq ( S . 54 . 68 ff . ) ist ihm nicht entgangen ; daß er aber irgend etwas auf - gefunden hätte , woraus wir bestimmt ersähen , daß die Griechen die Vorstellung von dem Drehen oder Bohren eines Keils in dem Sonnenrade gehabt haben , wüßte ich mich nicht zu erin - nern . Für diese Vorstellung nun glaube ich bei Sachs ( Heft I . S . 50 ) einen Beleg zu finden .