"Wissen und Erkennen
sind die Freude und die Ber echtigung
der Menschheit;
sie sind Theile des National-Reichthums"
Alexander von. Humboldt (Kosmos , I, 36),
A)_Einleitung
Die Aufgabe vorliegender wissenschaftsgeschichtlicher Unter-
Suchung soll es sein, das Wissen und Erkennen im historischen
Prozeß auf einem Teilgebiet gesellschaftswissenschaftlicher
Forschung zu umreißen: es geht um den Erkenntnisprozeß und die
Entwicklung des Wissens des deutschen Bürgertums über Mexiko
von der Zeit der Entdeckung bis zum Ende des 19, Jahrhunderts,
Es gilt zu untersuchen, welchen Beitrag zur Erforschung der
altmexikanischen Kulturen und der zeitgenössischen Indianer-
problematik bürgerliche deutsche Reisende, Gelehrte und Künst-
ler geleistet haben, =
Ziel dieser Arbeit ist es, das humanistische Erbe der bürger-
lichen deutschen MexikoeBetrachtung in seiner Bedeutung für
die gegenwärtige Lateinamerika-Forschung aufzuzeigen,
Die Untersuchung der Entwicklung des bürgerlichen deutschen
Mexiko-Bildes als ein Beitrag zur Geschichte der Lateinameri-
kawissenschaften in Deutschland ist. insofern von Wichtigkeit,
als Mexiko bei weitem an erster Stelle in der bürgerlichen
deutschen Lateinamerika-Betrachtung stand. Mit Abstand die
meisten geographischen und historischen Publikationen vom 16.
bis 19, Jahrhundert räumen der Betrachtung der Lebensweise und
Kultur der indianischen Bevölkerung Mexikos einen hervorragen-
den Platz ein, und auch bei Alexander von Humboldt, dem "Wie-
derentdecker Amerikas", spielte Mexiko in der gesellschafts-
wissenschaftlichen Forschung die größte Rolle.
Darstellungen bürgerlicher Gelehrter, Künstler und Publizisten
sind für die Äntwicklung des deutschen Mexiko-Bildes in den
vier Jahrhunderten nach der Entdeckung und Eroberung Mexikos