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mann einen entscheidenden Beitrag zur weiteren Erforschung der
alt-mexikanischen Kulturen, Er bezog in seine Untersuchungen
allerdings die zeitgenössischen Indianer nur betreffs ihrer Zi-
gensprachlichkeit mit ein, ohne den Proze® der Akkulturation
zu beachten. Seine Materialdarlegungen sind so präzise und
“ielseitig, daß sie noch bedeutend stärker bei gegenwärtigen
kulturhistorischen und ethnographischen Studien der Azteca her-
angezogen werden müßten. Außerdem ist hervorzuheben, daß sich
Buschmann mit seinen Sprachforschungen beträchtlich von den an-
deren Sprachforschern des 19, Jahrhunderts unterschied, indem
er die Sprache als Phänomen des gesellschaftlichen Bewußtseins
nicht isoliert von ihren Trägern betrachtete, sondern sie als
Mittel zur Erforschung des Wesens und der Entwicklung menschli-
cher Kultur auffaßte,
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß diejenigen deut-
schen Sprachwissenschaftler des 19, Jahrhunderts, die sich mit
der Erforschung indianischer Sprachen befaßten, einen entschei-
denden Beitrag zur Erforschung gesellschaftlicher Phänenene im
Bereich der altmexikanischen Kulturen leisteten. Im Ge.snsatz
zu manchen Vertreter der ollgemeinen vergleichenden ES. achwis-
senschaft untersuchten sie die Sprachen und ihre Entwicklung
nicht isoliert von gesellschaftshistorischen und ethnogenetischen
Fragen und verabsolutierten die Sprache nicht, Die Sprachforschun-
gen wurden als Hilfsmittel zur Erkenntnis gesellschaftlicher
Erscheinungen und Prozesse betrachtet. Dies ergab sich aus der
gesellschaftswissenschaftlichen Fragestellung, die von Alexander
von Humboldt entscheidend beeinflußt war: es ging um das Pro-
blem der Arteinheit des Menschengeschlechts und im Zusammenhang
damit um die Herkunft der indianischen Völkgr, vornehmlich der-
jenigen, deren Kultur im präkolumbianischen Amerika verhältnis-
mäßig hoch entwickelt gewesen war. Diese Sprachforscher bemühten
sich um ihren speziellen Beitrag zu einem humanistischen bürger-
lichen Menschenbild, Die Anregungen Humboldts waren für die Aus-
einandersetzung mit gesellschaftswissenschaftlichen Problemen
- vermittelt durch seinen Bruder Wilhelm von Humboldt - entschei-