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Die Fastenzeit.
krause lateinische Vokabeln; der erste, bis zu dem in Mailand
der Karneval noch fortgesetzt wird, heißt: Invocavit, der
zweite: Reminiscere, der dritte: Oculi, der vierte: Lätare,
der fünfte: Judica und der letzte: Palmarum; der Sonntag
Lätare bildet die Mitte der Fastenzeit, er heißt daher: Mitt⸗
fasten oder Mitfasten, französisch Mi- Caréême. Um Mitt⸗
fasten wird in Nizza der Blumenkorso abgehalten. Die Fasten⸗
sonntage sind dagegen famose Schnepfenjagdtage; an ihnen
werden die Waldschnepfen geschossen, die von Mitte März an
streichen und auf ihrer Reise durch Deutschland kommen. Es
trifft wenigstens ungefähr zu:
Keminiscere, putzt die Gewehre!
Oculi, da kommen sie!
Tätare, das ist das Wahre!
Judica, sind sie auch noch da;
Palmarum, tralarum.
Im ersten Drittel des Aprils, wenn die Frösche anfangen
zu quaken, ist der Durchzug, der nördlich geht, beendet. Sonn⸗
tags konnte man sich eben das Vergnügen gönnen und gebratene
Schnepfen, die überdies als Nichtfleisch behandelt wurden.
auf die Tafel bringen, daher die Liturgie.
Auch Kupido regt sich an diesen Sonntagen. In Slorenz
werden an denselben, jedesmal vor einem bestimmten Tore,
besondere Märkte abgehalten, auf denen die Nahrungs⸗ und
Genußmittel der Sastenzeit, namentlich Haselnüsse und Oblaten,
aber auch solidere Lebensmittel wie Maktelen und hülsen—
früchte, Zwiebeln und Knoblauch, Cier und Kranzfeigen feil—
geboten werden; die Oblaten werden gleich an Ort und Stelle
nach Art der Zuckerbäcker vom Lamporecchio gebacken. Zu—⸗
gleich aber pflegt auf diesen Fastenmärkten eine solenne Braut—
schau stattzufinden, schon die Namen klingen wie ein Roman.
Der erste Markt heißt der Markt der Neugierigen, der zweite:
der Markt der Eiligen, der dritte: der Markt der Verliebten,
der vierte: der Markt der Eifersüchtigen, der fünfte: der Markt