August.
13
Warum so spät erst, Georgine?
Das Rosenmärchen ist erzählt,
Und honigsatt hat sich die Biene
Ihr Bett zum Schlummer schon gewählt.
Im Elugust reifen die köstlichen Melonen; in denselben
Monat fällt die Hhaupternte der Früchte, die, im Gegensatz
zu den Melonen, gewöhnlich unreif gegessen werden: der
Surken. Sie sind eine Salatpflanze; man pflegt sie aber auch
mit Salz einzulegen und einer leichten Gärung zu überlassen,
wodurch sich der in ihnen enthaltene Zucker in Alkohol und
Kohlensäure spaltet. Sie werden dann sauer, und diese sauren
Hurken, die dem Sauerkraut entsprechen, sind in Deutschland
volkstümlich. Besonders in Gegenden, wo früher Slawen
saßen, zum Beispiel in der Lausitz, aber auch in Berlin. Man
hat sie eigentlich das ganze Jahr hindurch; vom August ab
sind sie neu. Weil nun der Hochsommer geschäftlich eine stille,
tote Zeit ist, in der nichts vorfällt und wenig gearbeitet wird,
weil alles im Bade ist oder in den Alpen herumklettert und
sogar die Jagd ruht: deshalb nennt man diese Periode die
SsSauregurkenzeit
Das wäre also eine Periode wie die Kirschenzeit, die
usternsaison und die russische Butterwoche; es gibt viele solche
Zeiten. Das Prädikat sauer ist aber wahrscheinlich nur ein
Scherz und eine Anspielung auf die schlechte, geschäftslose Zeit,
in der nichts zu machen ist und die zufällig mit dem geschätzten
Küchenprodukte zusammentrifft. So volkstümlich sind am
Ende die sauren Gurken nicht, daß sie allein hinreichten, den
hochsommer zu charakterisieren. Man wird zunächst bloß
von der Gurkenzeit gesprochen haben, wie von der Melonenzeit.
Die Gurke aber heißt landschaftlich, zum Beispiel am Rhein
und in den Taunusbädern: Kummer, Kumkummer,
Kukumer und Kümmerling. Diese Formen, die wie Kürbis
aus dem Lateinischen stammen, finden sich auch im Platt⸗
deutschen. Infolgedessen mögen die norddeutschen Kaufleute
Das bekränzte Jahr.