keine Frage«, wurde über meine Wünsche entschieden. Wie so oft, wenn ich
zu später Stunde mit Personen aus dem Fach unterwegs war, wurde mit
der Behauptung der Nichtexistenz jener Frage auf mein Forschungsthema
yNacht« Bezug genommen. Die Beschäftigung mit der abseitigen Tageszeit
arhöhte die Erwartung, dass diese Tageszeit für mich das Zentrum ist. Auch
meine Erwartung. Ich ging mit.
An einer farbig besprühten Wand vorbei durchquerten wir eine Bahnun-
terführung und kamen an eine Kreuzung. Ich hörte zunächst nur den Bass
und erblickte das alte Schlachthofareal auf der gegenüberliegenden Stra-
3enseite. Ich erinnerte mich: Die Orte des frühen modernen Nachtlebens
siedelten zuerst neben Märkten und Fabriken an. Wahrscheinlich sind die
Autoren von Stadtreportagen in ihrem Interesse an den sozialen Unterwel-
ten knappe 200 Jahre früher auch in dieser Kneipe gelandet und beschwör-
ten in ihren Berichten schon mal jenen Mythos der urbanen Nacht, der mir
und den anderen in diesem Moment zur Verortung im Zentrum und am
1ächsten Tag am Ende der Welt diente.
Das Lokal war voll. Wenig Platz zwischen Türe und Theke. Elektronische
Tanzmusik dröhnte aus den Boxen. Eine Gruppe kam herein. Die dritte Per-
son hatte eine Schweinskopfmaske auf; direkt hinter ihr folgte jemand mit
einem Karton in den Händen, den er auf einem Hocker platzierte. Er öffne-
te sein Bündel und zog eine Hühnermaske raus, die er sich auf den Kopf
setzte. Der Bass war am ganzen Körper spürbar. Die Körper bewegten sich
mit dem Beat, ließen sich von ihm verführen. Wenn jemand durch wollte,
ain Geschubse und Gedränge. Auch wenn es in die Beschreibung passen
‚würde: der Schweiß tropfte nicht von der Decke. So klischeehaft wollte sich
das Abseitige doch nicht versammeln. Manchmal ist es eben widerständiger
als die Aufmerksamkeiten ihm gegenüber.
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