Die gesammelten Objekte und Daten dienten sowohl den Natur- (Geologie und
Zoologie, hier besonders der Entomologie) und Geisteswissenschaften (Reli-
gionswissenschaft, Politik und Geschichte, Ethnologie, Linguistik, Archäolo-
gie), als auch den Wirtschaftswissenschaften. Letzteres war ein sehr wichtiger
Punkt:
»Meiner Idee zufolge sollen diese Muster uns ermöglichen in Brüssel
eine Art Handelsmuseum kongolesischer Produkte zu haben. Das Ziel
für 1897 ist, den Belgiern, die im Kongo Handel betreiben wollen, zu zei-
gen, welche Waren und Werte in unterschiedlichen Regionen vorhan-
den sind.« (Luwel 1960, 36)
Das Museum organisierte zahlreiche wissenschaftliche Expeditionen in die Ko-
lonie, um von dort Sammlungsgegenstände nach Belgien zu schicken.“ Die eth-
nographischen Sammlungen wurden aber auch von Kolonialverwaltern, Mis-
sionaren sowie von belgischen Bürgern zusammengetragen, die auf der Suche
nach materiellem Glück in den Kongo reisten.
»Die ethnographische Abteilung, verdankt einen großen Teil ihrer
Schätze wissenschaftlichen Expeditionen, die in den Kongo geschickt
wurden, um Zeugen der schnell verschwindenden Kultur zu sammeln,
sie verdankt sie auch den Kolonial-Agenten, Missionaren, den vielen
belgischen oder fremden Abenteurern, die sich für kongolesische Völ-
ker interessiert haben und daran gedacht haben Alltagsgegenstände
zu sammeln und sie an das Museum zu schicken. Sie verdankt sie auch
Schenkungen von Familien ehemaliger Kolonialherren, wie Storms,
Daenen, Van Iseghem [...] Schenkungen, die umso wertvoller sind als
sie aus einer Zeit stammen, in der die Kongolesen noch keinen europäi-
schen Einfluss erlitten hatten.« (O0. Boone 1960, 70)
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Das Anliegen, Gegenstände zu sammeln die noch frei von europäischen Ein-
flüssen sind, und die in dieser Logik eine Tradition darstellen, die von der belgi-
schen Zivilisation bedroht ist, verweist auf Einflüsse der Evolutionstheorie. Die
Gegenstände wie auch naturwissenschaftliche Daten werden als reines Materi-
al betrachtet, die zum Verständnis des kolonisierten Anderen beitragen sollten:
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»Ausstellungsräume wurden seit 1910 stark verändert, um den Ansprü-
zhen der neuen Museologie gerecht zu werden. Dank der allgemeinen
Fortschritte des ethnographischen Wissens, ist es heute möglich gewor-
den, Vitrinen zu zeigen, die ihre ästhetischen Qualitäten bewahren und
dennoch rationaler sind. Die erste der zwei Hauptgalerien zeigt Gegen-
stände in einer ideologischen und funktionellen Weise, die zweite zeigt
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