spezifischen Situationen angewendet werden, um Diskriminierungen der im-
perialistischen Kultur theoretisch und politisch kenntlich zu machen.
Man könnte eine Parallele zwischen dem Schicksal der französischen Phi-
losophen und dem der ethnographischen Gegenstände sehen, die während der
»Übersiedelung« von den Kolonien nach Europa zum großen Teil, laut Walter
Benjamin, als »Beute« (Benjamin 2000, 432) betrachtet wurden. Für die Samm-
lungen des Königlichen Museums für Zentral-Afrika in Tervuren verlangte zum
Beispiel Leopold I., die Fahnen der besiegten Feinde mitzuführen: »Mir scheint,
dass es interessant wäre nach Belgien die beschlagnahmten arabischen Fahnen
zu bringen. Befehlen Sie es!« (Luwel 1960, 67).
Wie viele Kolonialmuseen wurde das Museum in Tervuren gegründet,
um erst die Erhabenheit des Königs und ab 1908 die der belgischen Kolonie
zu zeigen. So König Albert I. (1875-1934) in seiner Einweihungsrede im Jahr
L910:
»Ich sehe dort ein Werk der Wissenschaft und ein nützliches Werk der
populärwissenschaftlichen Darstellung und der kolonialen Propagan-
da. Allen werden wir die reichen Sammlungen der unerschöpflichen
Ressourcen unserer Kolonie zeigen. Unter einer erleuchteten und akti-
‚en Verwaltung werden sich hier Wissensgruppen bilden und wertvolle
Unterlagen ansammeln. Dieses Museum wird der Spiegel unserer Ko-
‚onialentwicklung sein, er wird das belgische Eigentum bereichern und
vermehren.« (Luwel 1960, 36)
Abb. 1: Fetish Modernity. ©Musée Royal de l'Afrique Centrale, Tervuren, Foto: Jo Van de
Vyver.