Objekt, Bild und Performance
Repräsentationen ethnographischen Wissens
Beatrix Hoffmann und Steffen Mayer
Ethnographische Inhalte werden seit jeher neben ihrer akademischen, zumeist
an den Text gebundenen Präsentation nicht nur einem wissenschaftlichen, son-
dern auch einem breiteren nichtwissenschaftlichen Publikum zugänglich ge-
macht und inszeniert sowie in (audio)visuelle Medien überführt. Museen und
Ausstellungen setzen neben der Präsentation von ethnographischen Objekten
selbst auf Ton- und Filmfeatures, künstlerische Arbeiten, wie Installationen
und Performances, sowie auf die Fotografie für eine öffentlichkeitswirksame
Verbreitung ethnographischen Wissens. Im Zuge postmoderner Reflektionen
über die Autor_innenschaft von Wissen (vgl. Clifford/Marcus 1986) und im
Kontext der postkolonialen Kritik an historisch festgelegten Repräsentationsre-
zimen des »Westens« in Bezug auf den »globalen Rest« (Hall 1992; Said 1978,
1989) in Wissenschaft und Kunst setzte ein breiter Diskurs über Fragen der Re-
präsentationshoheit, -formen, -inhalte und die Vermittlungspraxen ein. Den
damit einhergehenden Paradigmenwechsel in der Konzeption, Darstellung
und Vermittlung ethnographischen Wissens spiegeln die Diskurse wissen-
schaftlicher Tagungen und Publikationen wider (vgl. »after writing culture«,
Dawson/Hockey/James 1997). Aus heutiger Perspektive bleibt jedoch zu fragen,
inwieweit dabei Ansätze der postkolonialen Kritik berücksichtigt wurden und
Eingang in die bis dato etablierten und in die neuen Repräsentationspraxen
s»thnographischen Wissens gefunden haben.
Rund 25 Jahre nach diesem Paradigmenwechsel stellen sich die Autor_innen
des vorliegenden Bandes erneut den Fragen der postmodernen und postkolo-
nialen Kritik nach den Möglichkeiten und Grenzen sowie Mächtigkeiten und
Ihnmächtigkeiten ethnographischer Repräsentationsformen und -praktiken
und reflektieren diese vor dem Hintergrund ihrer aktuellen Diversifizierung.
Angesichts der globalisierten Welt der Gegenwart ist ein zunehmendes Inte-
resse am kulturell Partikularen zu beobachten, das sich in den Inszenierungen
wissensorientierter Konsumlandschaften, wie Museen und Galerien, dem Inter-
1et, Kino und Fernsehen spiegelt. Gleichzeitig kommt infolge der informations-
ınd medientechnologischen Entwicklungen der letzten beiden Jahrzehnte ein
‚adikaler Wandel hinsichtlich der Erfassung, Speicherung und Wiedergabe von
Informationen zum Tragen. Dieser Wandel eröffnet zugleich neue Zugänge zu