Sabine Klein
Mutter ein sehr enges Verhältnis hat, be-
schränkt sich der Kontakt zu ihrem Vater
auf gelegentliche Treffen an Feiertagen.
Seit er Rentner ist, verbringt er die Hälfte
des Jahres in Kenia.
“Toll, super Land — aber, so einfach
ist das nicht“ —
Zwischen Deutschland und Kenia
„Also man sieht, daß wir doch aus einer Fa-
milie kommen, die Backen, die Augen, das
erkennt man, also - man müßte die viel-
leicht ein bißchen andersfarbig anpinseln,
und dann würde das halt gleich aussehen.“
Susannes Verwandte leben, wie sie sagt,
„in den Bergen“ von Kenia unter sehr „ein-
fachen“ Bedingungen.
„Ja, es ist halt auf dem Lande, mein Vater
hat da jetzt ein Steinhaus gebaut, daß ist
wirklich eine Sensation, die anderen haben
halt Lehmhütten - die haben halt im
Schrank drei Kleider, eins für die Schule, ei-
nes für Sonntage eines für den Tag, so, das
war‘s also, es gibt keinen Strom, kein Was-
ser.“
Susannes Eltern haben sehr engen Kon-
takt zu den Verwandten in Kenia, und ver-
suchen, sie durch materielle Hilfe zu unter-
stützen. Susanne sieht dafür keine Not-
wendigkeit: „Die verhungern da ja nicht“,
wie sie es sagt. Sie erwähnt die falschen
Vorstellungen, die sich ihre Verwandten
von Susannes Leben in Deutschland ma-
chen;
„Ich meine, die arbeiten auch hart, nur sie
überlegen sich Sachen - die kann ich auch
Aus meinem Lebensstandard nicht machen
- ich meine, jedes Land entwickelt sich,
wahrscheinlich die Jugend, oder die Leute,
die wir kennen, die waren mal Kinder, die
haben sich nie Gedanken gemacht, jetzt
sind sie soweit zu überlegen, wie kann ich
denn besser leben als meine Vorfahren oder
als meine Eltern, also es dreht sich alles ums
Geld, wie kann ich am besten Geld ma-
chen, und dann fragen sie uns: ‚Kannst Du
uns nicht mal helfen, so mit Klamotten, so
hin und her?‘ Ich sage: ‚Nein‘, nicht, weil
ich denen nicht helfen will, wir schicken
mal was hin, meine Eltern nehmen Kla-
motten mit, für die, die nichts haben und
so, (seufzt) es wird schon kommen (...)“
In ihren Erzählungen über Kenia bringt
sie zum Ausdruck, daß es sich bei den der-
zeitigen Verhältnissen nur um eine vorrü-
bergehende Phase handle, bis sich die Le-
bensverhältnisse auch dort verbessern wür-
den: „es wird schon kommen“. Die Men-
schen würden zwar hart arbeiten, aber
könnten ihren Lebensstandard nicht ver-
bessern, da die kenianische Regierung das
Land durch Korruption und Vetternwirt-
schaft heruntergewirtschaftet hätte. Dane-
ben stellt sie die Bilder Deutschlands als
demokratischen, leistungsstarken Wohl-
fahrtsstaat, in dem jeder durch Leistung am
Wohlstand teilhaben kann. Sie versucht ih-
‚en Verwandten zu vermitteln, daß das Le-
5en in Deutschland auch mit harter Arbeit
verbunden ist, auch aus Sorge, daß ihre
Verwandten, bei dem Gedanken an eine
nögliche Übersiedlung nach Deutschland,
hier nicht zurecht kommen könnten:
„Es ist für sie z.B. unverständlich, daß wir
bier ein Sozialwesen haben, also wie unse-
re Rechtsprechung und hier überhaupt al-
les läuft, mit der Krankenversicherung, mit
allem drum und dran, daß du Arbeitslosen-
geld kriegst, Sozialhilfe kriegst, oder das du
halt soviel Steuern zahlen mußt, oder die
Rentenabgabe, daß du das, was du ein-
zahlst, nicht rauskriegst (...) Die sehen halt
Deutschland: Toll, super Land, man hat
zur Gutes davon, aber wir probieren halt,
denen zu erzählen: so einfach ist das nicht,
wir müssen auch hart arbeiten für das, was
wir uns erschaffen, wenn es halt natürlich
mehr ist als bei euch, aber, so toll, also so
perfekt ist es nicht. Wir probieren die Leu-
te halt immer runterzuholen, nicht, das wir
denen nicht gönnen wollen hier zu leben,
nur vielleicht werden sie hier nicht glück-
lich.(...) Ich sag’, ich meine es ist ja nicht nur
für Kenia, es ist ja generell für die Dritt-
länder, Deutschland soll ja sowas Tolles