Sonderabdruck aus den Mansfelder Blättern, XIII. Jahrgang, Eisleben 1899,
Seite 157 — 164.
Achte Nachlese
pon
Zagen und Grbräuchen der Grakrhakt Mankeld
und deren nächster Umgebung.
BGesammelt von Prof. Dr. Hermann Größler in Eisleben.
J. Sagen.
J. Das Schloß der Gräsin Anna an der Kloppgasse
bei Annarode.
(Mündlich vom Gymnasiasten Gießler aus Annarode.)
In der Wetterfahne des Kirchturms zu Annarode bei Eis—
leben ist das Bild einer Spinnerin zu sehen, welche eine Spindel
in der Hand hält. Nach der Ortsüberlieferung stellt es eine Gräfin
Anna dar, welche viele Frauen mit Spinnen beschäftigt und aus
dem Erlbs der Arbeit die Annaröder Kirche erbaut hat. Das Schloß,
in welchem die Gräfin Anna gehaust hat, lag an der Kloppgasse,
auf der rechten Seite dieser uralten Waldstraße von Annarode nach
Riestedt da, wo sich der Fahrweg nach Pölsfeld abzweigt, auf dessen
linker Seite. Die Schloßstelle, auf welcher nur dichtes Gebüsch zu
sehen ist, ist von einem Graben umschlossen. Zwei kleinere Wald—
flellen, die Ritterplätze und die Futterplätze, sollen zu dem
Schlosse gehört haben. Auffälliger Weise sind sie inmitten des Laub⸗
waldes mil mächtigen Fichten bestanden. In diesem Schlosse soll
die Gräfin Anna ihre Frauen mit Spinnen beschäftigt haben. Auf
der andern Seite der Kloppgasse, dem Schlosse der Gräfin Anna
gegenüber, liegt die Balsternacksgrube, von welcher eine merk—
wuͤrdige Sage geht.) Manche wollen wissen, daß der Räuber
) Vergl. Größler, Sagen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten
Umgebung, S 28-27, Nr. 23 u. 24. Balthasar Hakes Grube oder Balster—
nacks Grube.)