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Volltext: Band: Die Aranda- und Loritja-Stämme in Zentral-Australien, 2. Teil, Mythen, Sagen und Märchen des Loritja-Stammes : die totemistischen Vorstellungen und die Tjurunga der Aranda und Loritja

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sich. Bei Kultushandlungen, die gewöhnlich in der Nähe der arknanaua abgehalten werden, 
steckt sich der Darsteller sehr oft eine geschmückte Holz-tjurunga ins Haar, die ihm die 
Fähigkeit verleiht, daß er, wie sein Vorfahre, sein Totem-Tier resp. -Pflanze hervorbringen 
kann. — Der Stein-tjurunga wird dieselbe Verehrung zuteil, als der Holz-tjurunga; erstere 
hat sogar den Vorzug, als die bessere angesehen zu werden, da die wandernden Totem- 
Vorfahren selbst sich meistens in steinerne, ihre Novizen dagegen in hölzerne tjurunga ver- 
wandelt haben sollen. Mit einer Stein-tjurunga reibt der Leiter der Kultushandlung den 
Leib der jungen Männer [tnata ulbe&lama = Bauch reiben], damit sie hellere Augen bekommen, 
ım die Ankunft eines Fremden wahrzunehmen. Bei der. Zeremonie der Beschneidung 
schlägt der Leiter derselben mit einer talkara die Novizen heftig auf die Magengegend, um 
.hnen eine fühlbare Ermahnung zu einem mäßigen Leben zu geben. 
Den tjurunga werden überhaupt magische Kräfte zugeschrieben. Wenn z. B. zwei 
Männer sich schlagen wollen und der eine hat eine tjurunga bei sich, so glaubt dieser, daß 
die tjurunga ihn stärken werde, während sein Gegner den Kampf. als aussichtslos aufgeben 
wird, sobald er erfährt, daß der.andere eine tjurunga mit sich führt. Fühlt ein Mann sich 
sehr schwach oder dem Tode nahe, so wird eine steinerne tjurunga aus der arknanaua 
geholt und mit der mera, d. h. mit dem an‘ dem einen Ende mit einem: scharfen Stein 
versehenen Speerwerfer etwas von dem Stein abgeschabt (jerriuma) und das abgeschabte 
dem Kranken, mit Wasser vermischt, zu trinken gegeben. Dieses Getränk heißt maljua und 
soll dem Kranken neue Kräfte geben. Daß man mit gewissen tjurunga den Bart wachsen 
nachen oder Fliegenstiche heilen kann, wie Spencer und Gillen!) erzählen, davon ist den 
niesigen Aranda nichts bekannt. Zur Beförderung des Bartwuchses stechen sie vielmehr 
die betreffende Stelle mit Zauberknochen (ntjala) und reiben sie dann mit Fett ein, wozu 
Zauberformeln gesungen werden. Dagegen reiben sie wohl die Stirne eines Mannes mit 
einer tjurunga, damit dieselbe schön breit werde. Ebensowenig kennen die hiesigen 
Schwarzen den Gebrauch, die zu kleinen tjurunga-Steinen verwandelte Eier der tnurungatja 
[= udnirringita bei Spencer und Gillen]-Raupen mit sich herumzutragen, einem Sterbenden 
unter den Kopf zu legen oder sogar mit dem Toten zu begraben;?) letztere Angabe kam 
ainem meiner Schwarzen, den ich darum befragte, so komisch vor, daß er herzlich darüber 
gelacht hat. Ich will aber durchaus nicht behaupten, daß bei den östlichen Aranda diese 
Gebräuche nicht vorkommen. Gillen, der so lange unter ihnen gelebt hat, muß dies ja 
wissen. 
Die tjurunga variieren sehr an Größe und Gestalt. Es gibt Holz-tjurunga von einer 
Länge von 20 Zentimeter bis über 1 Meter; die Breite derselben wechselt zwischen 2 bis 
) Zentimeter. Sie sind an einer Seite etwas konvex, auf der andern Seite gewöhnlich glatt, 
zum Teil ein wenig konkav. Die talkara sind breiter als die tjungajunga, dagegen nicht 
30 lang; sie haben in der Regel eine ovale Form, in seltenen Fällen sind sie rundlich. 
Ausnahmsweise können sie auch die Gestalt eines Bumerang haben.) Die meisten tjurunga 
sind mit Zeichnungen bedeckt; manche und diese gelten als besonders alt, zeigen aber gar 
keine. eingeritzten Figuren. Diese alten tjurunga sind oft gesprungen und sorgfältig mit 
Sehnen oder Pflanzenfasern zusammengehalten.*) 
') Nat. Tr. pag. 545/46. 
’) ebenda pag. 156. 
‘) s. I Taf, IE Fig. 2. 
Hs, I Taf. II Fig, 4,
	        
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