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yeschwungen wird, stellt den Zopf, und die. brummenden Laute, die durch die Schwingung
erzeugt werden, die Stimme Tuanjirakas vor.)
Nachdem die Subincision an dem jungen Mann vollzogen ist, wird ihm, der jetzt
liara genannt wird, ein kleines Schwirrholz, namatuna, in die Hände gegeben, die den Körper
seines eigenen iliara-Vorfahren, d. h. seines iningukua, darstellt, der von jetzt an wieder
nit ihm geht und ihn beschützt. Die auf der namatuna eingeritzten Zeichen beziehen sich
auf den betreffenden Totem-Vorfahren. ;
Die namatuna wird mit dem Blute des subincidierten Penis bestrichen und mit Vogel-
daunen beklebt, ehe sie dem jungen Mann in die Hand gegeben wird. Es werden ihr magisch
wirkende Kräfte zugeschrieben. Hat ein junger Mann Lust zu heiraten, so nimmt er die
namatuna und schwingt sie in einiger Entfernung vom Lagerplatze stehend, so daß das
3rummen derselben dort gehört werden kann. Sobald seine Verlobte diesen Schall hört,
weiß sie, was derselbe zu bedeuten hat und willigt in seinen Antrag; die namatuna, ‚als
eine Art Zaubermittel, erweckt in ihr die Heiratslust. Später führt dann der Großvater den
'ns Mannesalter Getretenen zu der arknanaua, in der die tjurunga seines Totem-Vorfahren
aulbewahrt wird, und zeigt ihm dieselbe mit den Worten:
Nana unta mburka namai; nana unta iningukua. Umnta gata arbunauna itja initjika,
Dies du Körper bist; dies du ‚der Nämliche. Du Platz zum andern nicht nehmen sollst,
unta ilkatintjamitja!
du schmerzen!
d. h.: Dies ist dein Körper, dies ist dein zweites Ich (iningukua). Wenn du diese tjurunga
an einen anderen Ort nimmst, wirst du Schmerzen empfinden!
Solange nun diese tjurunga, die auf geheimnisvolle Weise den Totem-Vorfahren und das
(ndividuum verbindet, wohl verwahrt wird, wovon sich der iningukua bei seinen nächtlichen
Wanderungen überzeugt, ist die persönliche Sicherheit des Individuums garantiert, da der
Totem-Vorfahre denselben auf seinen Wanderungen begleitet; sollte jedoch die tjurunga
gestohlen, verloren oder den Frauen gezeigt werden, so wird der iningukua zornig und
sticht (utnuma) mit seinen Zauberhölzern die mit ihm verbundene Person, worauf dieselbe
sehr krank wird; auch den Tod kann Unachtsamkeit bezüglich der tjurunga zur Folge haben.
Wenn die tjurunga dagegen von weißen Ameisen zerfressen wird, so erscheint der Totem-
Vorfahre seinem zweiten Ich im Traum und warnt ihn, keine Gemeinschaft mit fremden
Weibern zu. haben. Wenn der Mann stirbt, so wird seine tjurunga aus der arknanaua
herausgenommen und an einem abgelegenen Ort versteckt, damit der Anblick derselben
seine Freunde nicht traurig mache. Nach geraumer Zeit, nach etwa zwei Jahren, wird die-
selbe wieder aus dem Versteck hervorgeholt und in die Steinhöhle zurückgelegt. Zerfällt
eine solche tjurunga oder wird sie verloren, so wird sie nicht wieder erneuert. Es wird
dies als ein Zeichen angesehen, daß die Existenz des mit der tjurunga Verbundenen erloschen
ist. Wie die Seele des Verstorbenen nach längeren Wanderungen endlich durch einen
Blitzstrahl zerschmettert wird, so hört auch der tiurunga-Leib mit dessen Zerfall auf zu
existieren, |
Die Loritja nennen die tjurunga im allgemeinen kuntanka [d. h. geheime], im besonderen
werden die hölzernen als alkumunku [d. h. die versteckten, verborgenen], die steinernen als
malkari bezeichnet. Ebenso wie bei den Aranda werden diese kuntanka in Steinhöhlen
ngalkilba [d. h. geschützte] aufbewahrt und nur in besonderen Fällen hervorgeholt; den
ns. I, pag. 102.