K. Reuschel. ;
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Jandeskundlichen Erörterungen häufig etwas zu kurz, So hat. bald darauf
O..Krnoor in den Hess, Bl. £. Volkskunde III (1904) ausführlich über
die Himmels- und Naturerscheinungen in der Anschauung des kujawischen
Volkes und in Bd. IV u. V über polnische Dämonen gehandelt und
damit Gebiete berührt, die Tetzner kaum genannt hat. Es ist schade,
dass man vielfach Einzelbelege für das Erwähnte vermisst. Im allge-
gemeinen sind die geschichtlichen Verhältnisse mit aller wünschenswerten
Sorgfalt dargestellt. Nicht genügend scheint mir das ursprünglich Slawische
und das Lehngut geschieden worden zu sein; ebensowenig hat der Ver-
fasser auf Vergleiche mit den Lebensäusserungen anderer slawischer Völker
Rücksicht genommen, Interessant ist eine masurische Übersetzung von
Goethes „Ich ging im Walde“ (190); ınan wünschte den Verfasser zu
wissen und erführe gern, ob das Lied wirklich volkläufig ist. Aber auch
rein deutsches Liedergut kommt vor, z. B. 168ff,, 261, 373f., 427, 466.
Man wird das Werk als eine bequeme Stoffsammlung, nicht zum mindesten
für die Sachenkunde, kaum entbehren können, ‚obgleich es nicht irgendwie
erschöpfend sein dürfte. Die vielen Abbildungen und die zahlreichen
Karten erhöhen den Wert des stattlichen Buches, das für die Slawen-
forschung in Deutschland eine gute Grundlage bildet, weil es zu weiterem
Nachspüren anregt,
Das Jahr 1902 hat noch eine erweiterte Neuauflage von GUSTAV
LAUusBE® Buch über Teplitz gebracht, die sehr willkommen geheissen
werden muss, weil gerade die Psyche städtischer Bevölkerung noch lange
nicht genügend erforscht ist**).
Echt volkstümlich und ohne einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit,
aber durch die frische Unmittelbarkeit der recht im Volksleben stehenden
Verfasserin beachtenswert ist ein schon 1903, in zweiter Auflage drei
Jahre später erschienenes Buch von RosA FIscHER*®). Dass Peter
Rosegger, dem wir ein prächtiges „Volksleben in Steiermark“ verdanken,
diese Schrift mit herzlichen Worten einführt, ist Empfehlung genug. Der
Versuch, alles Volkskundliche in den Jahresverlauf einzufügen, ist leid-
lich gelungen, und die Darstellung, anschaulich und natürlich, macht den
Eindruck des Zuverlässigen., Einiges allgemein Interessante sei heraus-
gehoben. Die alten Hausnamen, die beim Wechsel der Besitzer bleiben,
sind nur noch im Gebirg üblich (7). Die ganze Familie wird durch
vorangesetztes „s“ bezeichnet (sWeissenbacher) oder durch ein nachgesetztes
„schen“. (die Lurgerschen). In einsameren Gegenden finden sich noch
sogen. Rauchstuben. Einige Haussprüche (19f.), zahlreiche Kinderspiele
(85 ff.), darunter eine merkwürdige Umformung des bekannten „Es kommt
ein Mann von Ninive“ als: „Es kommt die Frau von Hohenberg“, Volks-
lieder (163 ff.), zumeist Umgestaltungen von Kunstgesängen, allerhand
Aberglaube (1151), Ansichten über Vergeltung und Jenseits (219ff.),
Spiele, Rätsel und Sprüche der Erwachsenen, scherzhafte Antworten
(233 ff.) zeigen, wie die Sammlerin dieser Dinge kundig ist, Berührungen
mit dem weiter unten besprochenen Buche von L. von Hörmann kommen
44) Volkstümliche Überlieferungen aus Teplitz und Umgegend. 2. Aufl.
Mit 4 Photographien. Prag, J. G. Calve. (= Beiträge zur deutsch-böhmischen
Volkskunde, hsg. von Adolf Hauffen I, 2) 136 S. 8%. 45) Oststeirisches Bauern-
leben. Mit e. Vorrede von Peter Rosegger. 2. verm, u. verb. Aufl. Graz, Leykam