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auch hier das ganze Dorf aufbrach, um ihn zu töten!®?, Den
von: mir am obigen Orte zusammengestellten Geschichten
reihe ich hier noch folgende an, die in gleicher Weise von
Neuffen in Schwaben wie vom Hohentwiel erzählt wird.
Im dreißigjährigen Krieg fütterten die Burgleute bei einer
Belagerung durch die Schweden ihren Esel mit dem letzten
Getreide, das sie hatten, schlachteten ihn, um ihn zu ver-
gehren, und warfen den wolgefüllten Wanst über die Mauer.
Da glaubten die Feinde, es herrsche noch Überfluss in der
Festung und zogen ab‘°,
Die Rheinsheimer heißen „Esel“ und‘ „Schwänz“, weil
sie in allem hinten sind, ebenso sind:die Philippsburger die
„Esel“ 1%, und da sie auch den Namen „Bohle“, d. h. Tölpel
tragen, soll wol ähnliches ausgedrückt werden. Den gleichen
Namen haben die Ubstadter, auch „Eselsbrüder“ oder „Esels-
ohren“ 1095,
Von den Schönauern i. O. heißt es, sie stammten aus
der „Eselsuniversität“, was wol. auch auf Rückständigkeit der
Bewohner gehen soll. Ebenso nennt man Allemühl. „De
ald Krischdian isch do amol uff Ewerbach.nei®, do sin Ewer-
bächer Herre zu em kumme, do häwesch-en noch de Esel
gfrogd unn a, wies em geh däht. Do hodd er gsad: ‚Mir
ygehds grad umgekehrt wie em Kenich Saul, der hodd Esel
gysucht und hodd e Kenichreich gfunne, ich kennt e Kenich-
reich brauche un finn hald numme Esel.‘ Ob die Söllinger
einen hierher gehörigen Namen führen, kann ich nicht sagen,
jedenfalls wird auch von ihnen berichtet, dass man in ihrem
Dorf ihnen kein Esels- oder überhaupt Viehohr mit Nastüchern
oder Rockzipfeln vormachen darf, sonst gibts Prügel. Einem
ganz andern Grunde entstammt der Name der Zaisenhauser
„Langohren“. Sie heißen so nach ihrer mit zwei spitzen
Türmen versehenen Kirche, und man verspottet sie mit dem
Vers:
„Lauter Esel, lauter Esel
Sind die Zaisenhäuser!
Wenn mer hinter den Ohren kratzt,
Nackle alle Häuser.“
102 Meis, 40, 13 E, Meier Nr. 398.
104 Hess, Bl. f. Volksk. 4, 148.
05 Heil, 124.