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Erster Abschnitt: Gewerbe,
Das Schmiedefeuer ist wohl schon früh von der Erde
auf den schlichten von Steinen errichteten Herd gerückt,
wo es sich allein bequem benutzen läßt. Eine Neuerung
dieses Herdes, die innerhalb eines vertieften Raumes die
Feuerstatt anlegt, darüber einen Rauchfang anbringt und
das Ganze mit einer besonderen Vorrichtung zur stärkeren
Entfachung des Feuers in Verbindung bringt, zeigt sich in
hochdeutschen Schriftquellen unter dem Namen e€ssa, essa®),
was sich mhd. als esse fortsetzt; es handelt sich dabei jeden-
falls um etwas schon vorgeschichtlich eingeführtes, aber
nicht überall hingedrungenes, denn ahd. essa, eissa, offenbar
ein keltisches‘ Lehnwort, ist lange auf das Hochdeutsche
eingeschränkt geblieben, wenn nicht etwa ein finnisches
ahjo (ustrina, caminus fabrilis) auf ein gotisches asja oder
asjö zurückgeht®). Die Glossen lassen sehen, daß es sich
bei der ganzen Einrichtung hauptsächlich um stärkere Feuer-
kraft handelt, und diese wird, nach den Zeugnissen des
Sprachgutes, hervorgerufen entweder aus freier Hand durch
einen Fächer oder Wedel, ahd. wäla, mhd. wäle®), oder
durch eine kleine Maschine, den Blasbalg, ahd. bläs-balc,
angelsächs. bl@s-bealg ®), die man von der römischen Schmiede
übernommen hat, unter verdeutlichender Übersetzung ihrer
lateinischen Benennung. Der Blasbalg ist mit besonderer
Ziehvorrichtung versehen.
Holz- und Eisenarbeiter stehen im alten Germanien in
erster Reihe der Haushandwerker, und zum Zimmermann,
Wagner und Schmied gesellt sich dabei der Verfertiger der
mannigfaltigen Holzgefäße, die im altgermanischen Haus-
halte gebraucht werden, der Fässer, Stunzen,. Bottiche,
65) Vgl. die Belege DHA. 1, 121, Anm. 15.
66) Vgl. TnHomsen, Über den Einfluß der germanischen Sprachen
auf die finnisch-lappischen, übersetzt von Sievers (1870) 128.
87) sufflatorium in igne: essa in smiddo, essa, she, wel STEINM.
1, 628, 13 ff.; flabellum: wäla 2, 638. 64, zu ahd. wdrian, mhd. wejen,
ventilare gehörig.
88) follibus: bläsbalgin STEINM. 2, 712, 48, vgl. auch GrAFF 3, 107.
Ags. follis: bl@sbzlg Wrıcat-WÜLCKER 1, 23, 2, auch bl&stbelg 272, 32,
blästbelg 404, 4; follis: bl&dbylig: limus, mantica fabrilis 241, 33 f.