$ 1. Das altgermanische Hausgewerbe. ; 17
Eine angelsächs. Bezeichnung‘) führt auf diese Vermutung.
Auch das ahd. dechäri*?) wird sich auf den gleichen Hand-
werker beziehen, da noch in den Karolingerzeiten die Schindel-
bedachung selbst bei vornehmen Häusern allgemein gilt
(vgl. DHA. 1, 89). Von einem steinernen Deckmaterial,
das sich wie Holz sägen lasse und auch zu bunten Dächern
verwendet werde, berichtet Plinius aus germanisch-keltischer
Grenzgegend“®), aber das ist nur ganz eng begrenzter Brauch
auf Grund des Vorkommnisses einer besondern Steinart.
Wie der Zimmermann ferner den Schmuck an den Teilen
des Holzbaues ausführt, über den DHA.1, 19; 49f. be-
richtet ist, wie er damit zum Künstler in Holz, zum Holz-
meister**) aufsteigt und verschiedene Schnitzgeräte kunst-
reich handhabt*°), so muß er in alter Zeit auch für den ein-
41) tignarius : hröf-wyrhia WrRiGcaTt-WÜLCGKER 1, 50, 44; sartitector,
vel tignarius : hröf-wyrhta 111, 41.
22) sartitector: dechärı STEINM. 3, 139, 34.
%) nam mollitiae trans Alpis precipua sunt exempla in Belgica pro-
vincia candidum lapidem serra qua lignum faciliusque etiam secantium ad
tegularum et imbrieum vicem vel, si libeat, quae vocant pavonacea tegendt
genera PLinıvs, Hist. nat. 36, 22. [Man bezieht die Stelle wohl zumeist auf
die uralten Tuffsteinbrüche des St. Pietersberges bei Maastricht. E. Schr.
44) ahd. artifex lignarius: holzmeister, holzmeistir STEINM. 1, 612,
35 fl.; abietarii: holzmeistres 272, 25; holzmeister : tignarius GRAFF 2, 888.
45) ahd. scalprum : seröt-isin, scröt-isen STEINM. 3, 289, 56 f., scröt-
isan 637, 2, scrötisran, scröt-isarin 633,12 f.; schalprum: scrötisen;
perpunctorium: stuph-isen 639,11 f.; scalpellum: scröt-mez3ir, scrötmeg zer
4, 95, 40 f. auch in der Form eines Beils, und dann ahd. bursa genannt:
bursa: scalprum, bipennis GRAFF 3,215. scalparıs: pursim vel tessila,
thessila STEINM. 4, 95, 44. ff. Ags. scalpellum: bred-isern WRIGHT-
WÜLCKER 1,845, 12, bred-isen 276, 17; scalprum, vel scalpellum, vel
coelum : greef-sex 164,18 f. 314, 27. Auch hier die Beilform: scalprum:
byrs vel Buarm 45,15. Die ahd. Form scalprum i. scröhisar (neben
scalpella, scalprum: scröt-isan) STEINM. 2, 563, 45, kann, wenn kein
Schreibfehler vorliegt, zu nl. schroeien schmieden, gehören. Der Zirkel
als Meßgerät muß als uralt deutsch angesprochen werden, der hoch-
deutsche Name dafür ist (eireinus): rizga, rizgäe STEINM. 3, 632, 50,
rize 639, 20 u. ö., und zeigt das metallene Instrument, das seine Kreis-
linien einritzt; für seine Form ebenso wie für die Spur, die es
hinterläßt, ist ags. ( circinum ): m&l-tangeWRIGHT-WÜLCKER 1, 140, 6 be-
zeichnend. Der fremde, nach dem latein. gebildeten Name erscheint erst
spät, cireinus: cirkil i rizza StEINM. 3, 331, 28, circil vel. riz33a 637, 21.
M. Heyne. Handwerk.