8 4. Das deutsche Gewerbe vom 11. bis 16, Jahrhundert. 203
der Spiralfeder ist auch die Vorbedingung für die Erfindung
der tragbaren Uhr (Halsuhr, Taschenuhr), die zu Ende
unseres Zeitraums, gegen 1500 bis 1510, durch Peter Hen-
lein in Nürnberg erfolgte ®*).
Auch der Entstehung der Schriftgießerei und Buch-
druckerei als eines Kunstgewerbes ist hier noch zu gedenken.
Daß ihr ein lange Zeit vorher bereits geübtes Druckverfahren
mittels Platten, Holz-, Metall- und Zeugdruck, voraufgeht,
ist allgemein bekannt; die Briefmaler des 15. Jahrhunderts
(oben S. 187) erscheinen auch als Briefdrucker und Formen-
schneider, welche auf mechanischem Wege Bilder ohne und
mit Schrift, sowie die seit dem 14. Jahrhundert auch in
Deutschland bekannten Spielkarten fertigten. Die durch
Gutenberg erfundene, mit Hilfe seiner Geschäftsteilhaber
Fust und Schöffer verbesserte Schriftgießerei und die daran
sich anschließende Druckerkunst mit metallenen KEinzel-
typen breitete sich noch bei Lebzeiten Gutenbergs (er starb
vor dem 2. Februar 1468) nicht nur in Deutschland, sondern
auch in angrenzenden Ländern aus und bewirkte in einer
Reihe von geistig bedeutenden Orten die Gründung von
Offizinen®) durch wissenschaftlich gebildete Männer, die
sich der neuen Kunst zu geschäftlichem Betriebe bemäch-
tigten; wie denn der Magister Andreas Frißner aus Wun-
siedel, der im Jahre 1479 als Professor der Theologie nach
Leipzig berufen wurde, seine 1478 zu Nürnberg angelegte
Druckerei mit nach der Stadt seiner Berufung nahm und
daselbst weiter druckte oder drucken ließ ®7). Die Männer,
die unter der Leitung solcher Druckerherren arbeiteten, Typen-
schneider, Gießer, Drucker und Setzer, sowie Korrektoren waren
genau so, wie jene, wissenschaftlich gebildet, oft geistlichen
Standes, weil wir auch bei geistlichen Korporationen Offizinen
im 15. Jahrhundert eingerichtet sehen; aus Quellen der Zeit
erfahren wir. daß verdorbene Studenten häufig die Druckerei
85) Vgl. ebenda 33 ff.
8) Vgl. C. B. Lorcx, Handbuch der Geschichte der Buch-
druckerkunst 1 (1882), 42 ff., wo diese Orte aufgezählt werden.
87) Allzemeine deutsche Biographie 8, 107.