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Volltext: Das altdeutsche Handwerk

Lebensskizze, 
XIH 
entwicklung beeinflußt sein könnte. Und der Respekt vor dem 
tatsächlich von ihm Geleisteten wächst, die Mängel finden leicht 
ihre Erklärung, wenn ich verrate, daß Heyne nur in beschränktem 
Maße über fremde Exzerpte und Notizen zum Wörterbuch, fast 
gar nicht über eigene, lange aufgesammelte Kollektaneen zu den 
Altertümern verfügte, sondern in hundert Einzelfällen, mit 
einem oft verblüffenden Instinkt, erst die Quelle selbst aufsuchte. 
Auch diejenigen, die an seiner gelehrten Arbeit manches auszu- 
setzen hatten, haben ihm einstimmig einen großen Fleiß nach- 
gerühmt — und doch hat er täglich nur wenige Stunden kon- 
zentrierter Arbeit auf seine literarische Tätigkeit verwendet ; 
die Vorlesungen, das Museum, der Geschichtsverein, die Loge 
nahmen ihm viel Zeit weg, und für seine Schüler war er immer 
zugänglich. 
In seinem akademischen Unterricht betonte er nachdrück- 
lich, und gelegentlich wohl mit der Überschätzung der Liebe, 
den Zusammenhang des Studiums der Realien mit dem von 
Sprache. und Literatur, und er hatte die Freude, aus seiner Schule 
“NE ganze Reihe tüchtiger Museumsbeamten hervorgehen zu 
sehen. Er wurde nicht müde, den Reichtum gerade dieses Grenz- 
gebietes zu preisen, beständig trug er sich mit kleinen Problemen 
solcher Art; sie begleiteten ihn auf seinen Spaziergängen mit der 
Familie, auf seinen Geschäftswegen in der Stadt, und es machte 
ihm ein besonderes Vergnügen, Kollegen und Freunde durch 
Fragestellungen aus der Geschichte der Worte und Sachen zu 
verblüffen, die ihm selbst erst neu aufgetaucht. waren. ° 
Höhen und Tiefen unseres Kulturlebens haben ihn gewiß 
allezeit gleichmäßig interessiert. Nichts Großes vermochte ihn 
niederzudrücken, und der Schauer der Ehrfurcht vor dem Hohen 
blieb ihm fremd — das Kleine hingegen erschien ihm niemals 
gleichgültig oder verächtlich. Er strebte immer danach, beides auf 
einer mittleren Ebene zu vereinigen und sich und dem Leser oder 
Zuhörer menschlich nahe zu bringen. Es ist die Stärke seiner 
historischen Forschung, daß er einen Blick für alles und jedes 
hatte — es ist die Schwäche seiner geschichtlichen Auffassung, 
daß er die Größenverhältnisse leicht verkannte und dann die 
Perspektive verschob. Die Fülle der Erscheinungen hatte für 
ihn nichts Verwirrendes, denn wie seine ordnende Hand die 
Säle der Museen, für die eine. Menge wunderlichen Krams 
zusammenfloß, zu übersichtlichen und lehrreichen Anschauungs- 
reihen zu gestalten wußte, so drängte seine ordnende Phantasie 
auf Klarheit und Übersichtlichkeit, wo immer er einsetzte. Seine 
Darstellung läßte nirgends die Probleme hervortreten, und doch 
tut man ihm unrecht, wenn man ihm den Sinn und die Aufmerk- 
samkeit für die Probleme abspricht. Aber freilich, selten ist er 
vor die Öffentlichkeit getreten mit einer Frage, für die er nicht
	        
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