!i. Das Wallerner Haus.
Wolfgang Kirchbach sagt in einer Studie über Bauernhäuser
(Reclams „Universum", Lest 7, Iahrg. 1903) über das Wallerner
oder „Wallinger" Äaus: Um so mehr muß man ver
wundert sein, wenn man dann plötzlich einige Stunden weiter ins
Böhmerland hinein, ehe man Prachatitz erreicht, in die Stadt
Wallern kommt. Mit einem Schlage ist man nicht nur nach Ober
bayern, sondern mitten ins Tiroler Land hinein versetzt. Denn hier
findet man aufeinmal Dorfstraßen, deren Läufer alle das stumpf
winkelige Tiroler Dach und dazu auch noch die schwere Stein
belastung zeigen; Lauben aber umlaufen das obere Stockwerk als
Balkon und das überstrebende Dach schützt auch noch den Balkon
wie in Tirol. Wenn Defreggers „Letzres Aufgebot" durch eine
solche Dorfstraße käme, würde man nicht zweifeln, mitten im Lande
Andreas Lofers zu sein. Wie erklärt sich diese absonderliche Er
scheinung? Nun, die Bewohner von Wallern sind tatsächlich aus
Tirol hier angesiedelt worden, sie haben vom Inntal und von den
Oetztaler Fernern her ihren heimatlichen Baustil mitgebracht in eine
Umgebung, wo sonst kein Mensch die stumpfwinkeligen Giebeln
baut. Sonntags tragen die Weiber von Wallern noch heute
Tiroler Trachten, obwohl diese Ansiedlung im Böhmerlande schon
ein paar hundert Jahre alt ist. And so ist denn in diesem Falle
auch der Stil des Laufes mit dem Volksstamm und dem Dialekt
gewandert." —
Diese Worte geben uns nicht nur über die Abstammung des
Wallerner Laufes Aufschluß und eine Andeutung über sein Alter,
sondern sie charakterisieren auch dessen Bauart aufs trefflichste,
wenigstens im allgemeinen.
Im besondern finden wir jedoch zwischen den Läufern dieser
Bautype weitgehende Anterschiede und wollte man heute die allen
Läufern dieser Type gemeinschaftlichen Merkmale aufzählen, so
könnte man bloß folgende nennen: Die Gehöfte sind schon vom
Grund aus (also nicht, wie beim Lochgebirgshause hie und da und
nur durch zufälligen, meist nachträglichen An- und Vorbau ge