I. Das Lochgebirgshaus.
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kurz, es ist überaus praktisch angelegt und der menschlichen Gesund
heit zuträglich gebaut und könnte manchem Baumeister ländlicher
Wohnhäuser in seiner hygienischen und nützlichen Beschaffenheit als
Muster dienen.
Anderseits erregt es unsere Aufmerksamkeit auch noch durch
verschiedene nur ihm eigene Merkmale, so das weit vorspringende
Dach an der vorderen Längsseite, welches den Gangsteig überragt
und derart konstruiert ist, daß es trotz seines weiten Vorsprunges
den Fenstern möglichst wenig Licht benimmt; dann der sogenannte
„Überschuß" an der Südseite. Äier erscheint nämlich der ganze
Dachboden an der Giebelseite weit über Stuben- und Kammerwand
vorgeschoben und wird diese Aberragung von mehreren vorstehenden
wagrechten Balken derart getragen, daß sie ohne Säulen und son
stige Stützen frei über den Erdboden herausragt. Außerdem zeigen
das Äußere und die inneren Bauteile noch so viel andere fremdartige
Eigentümlichkeiten, daß das nähere Eingehen auf all dieses sehr lehr
reich ist.
Geradezu geboten erscheint uns aber ein gründliches Eingehen
auf alle Details, weil die verschiedenen Wohnhäuser und ganzen
Äofanlagen oft bei völliger Grundrißgleichheit — also dem wesent
lichsten Merkmale des Stils — und gleichen Äöhenverhältnissen in
folge zwar unwesentlicher und rein äußerlicher Verschiedenheiten der
art kontrastieren, daß der, durch diese ins Auge fallenden Erschei
nungen leicht irregeführte Beschauer zu der Meinung verleitet
werden kann, daß er es bei diesem und jenem Äofe mit Objekten
verschiedener Stilarten zu tun hätte.
Schon der Amstand, ob das Wohnhaus freisteht und uns
seine nach Ost gerichteten Türen zukehrt, (wie z. B. der Schmalz'l-
hof am Fahrenberge, bei Äurkental,) oder ob wir bei einem Äofe
die parallelen südlichen Giebelseiten des Wohn- und Stübelhauses
als Äauptfront aufzufassen geneigt sind (Pausalhaus in Freiung —
Taf. I,) ferner ob es sich um eine Partie dichtgedrängter, etwas
modernisierter Ääuser eines Straßendorfes handelt (Ääusergruppe
in Salzweg — Taf. II, oben,) oder endlich, ob ein Ääuschen seine
rückwärtige (fast immer einfenstrige, manchmal ganz fensterlose) Seite
der Straße zukehrt, (Kolafail in Klösterle — Taf. II, unten), rc.,
läßt im Arteil Zweifel über die Zugehörigkeit der betreffenden Objekte
zu einer und derselben Stilart entstehen und erst eine eingehende
Betrachtung des Objektes gibt uns Klarheit darüber. So verschie
den die vier Bilder der Tafeln I und II auch sein mögen, sie ge
hören doch derselben Type an, was wir beispielsweise auf den ersten
Blick zu erkennen vermögen, wenn wir in den Äofraum des Pau-