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Volltext: Band: Im dunkelsten Afrika, 2. Band

Der große centralafrikanische Wald. 
75 
Dec. 1888.] 
Geist gefangen. Man wurde sich seiner großartigen Eigenthümlichkeit, 
des Fehlens des Sonnenscheins, des gedämpften Lichts bewußt und 
wunderte sich über das seltsame Gefühl der Einsamkeit, während man 
forschend umherblickte, um sich zu vergewissern, daß diese Einsamkeit 
keine Täuschllng sei. Es war einem, als stünde man unter den Be 
wohnern einer andern Welt. Wir freuten uns des Lebens — der 
eine des vegetabilischen, der andere des menschlichen. Betrachtete man 
den massiven und kolossalen, schweigenden, stillen Wald, der mit solcher 
erhabenen, strengen Majestät dastand, dann schien es einem seltsam, 
daß die beiden Leben, obwol in vielen Beziehungen sich so ähnlich, 
doch so unvereinbar waren. Meiner Ansicht nach würde es den Ver 
hältnissen nach angemessen gewesen sein, wenn ein runzeliger alter 
Patriarch mit der Würde und dem Ernste eines Methusalem mich 
angeredet oder ein starker Achilles unter den Wollbäumen, mit seinen 
Wurzelpfeilern fest im Boden haftend, mich verächtlich gefragt hätte, 
was ich in dieser stattlichen Versammlung der Könige des Waldes zu 
thun habe. 
Und welche Gedanken wurden in uns angeregt, wenn wir aus 
emer Oeffnung im Dickicht herausschauten, über den dunkler werdenden, 
das herannahende Gewitter widerspiegelnden Fluß blickten und die 
mächtige Armee von Bäumen sahen, die je nach ihrer Art in ver 
schiedener Größe starr und strenge in düsterer Aufstellung standen, um 
den Kampf mit dem Sturm zu erwarten. Der kommende Wind hat 
seine Schrecken concentrirt, um zu zerstören, und der Blitz wirft seine 
Speere mit gezackten weißen Flammen aus der unendlichen Schar der 
Wolken. Aus ihren Tiefen zuckt der Donnerkeil, und man hört den 
Sturm zum Angriff heraneilen. Plötzlich sieht man, wie die Bäume, 
welche den Anprall mit ruhiger Sicherheit erwartend so still gestanden 
haben, als seien sie auf Leinwand gemalt, gleichzeitig die Wipfel beugen, 
und es folgt ein allgemeines Schwanken und Schütteln, als ob eine 
wilde Panik sie ergriffen hätte. Sie biegen sich hierhin und dorthin, 
werden aber durch die kräftigen Stämme, die festen Wurzeln und die 
sie aufrecht erhaltenden starken Pfeiler an der Flucht verhindert. In 
gefährlicher Weise zurückgepreßt erholen sie sich wieder von dem ersten 
Anprall und peitschen ihre Wipfel in wüthenden Wogen vorwärts, und 
nun hat der Krieg zwischen dem Walde und dem Sturm seinen Höhe 
punkt erreicht. Legion hinter Legion ziehen die Wolken über die vom 
Winde aufgewühlten Gipfel hin, es ist ein Krachen und Brüllen, ein 
lautes Seufzen und Aechzen, man hört das schrille Pfeifen der Wind-
	        
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