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Volltext: Band: Im dunkelsten Afrika, 2. Band

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Dreiundzwanzigstes Kapitel. 
lWaldland 
So war der Charakter des Buschwaldes meist in der Nähe des 
Flusses. Beide Ufer zeigten zahllose Stellen alter Lichtungen und 
verlassener Dörfer, und da der Strom die einzige Verkehrsstraße war, 
welche die Stämme benutzten, so blieb für uns das einzige Mittel um 
vorwärts zu kommen: das mühsame Durchhauen. 
Die Lichtungen, welche innerhalb Jahresfrist verlassen worden 
waren, zeigten wirkliche Wunder vegetabilischen Lebens, unvergleich 
licher Fruchtbarkeit und überraschender Mannichfaltigkeit der Arten. 
Die verkohlten Stützen der Hütten wurden zu Trägern der Schling 
pflanzen, deren lebhaft grüne Blätter bald die Häßlichkeit der Verödung 
verhüllten, und jede senkrechte Stange und jeder Stumpf nahmen das 
Aussehen einer kleinen Laube oder eines Stückes einer säulenartigen 
Ruine an. Da die Stümpfe oft 6 na hoch waren und zu zweien zu 
sammen standen, hatten die Pflanzen den Raum zwischen beiden aus 
gefüllt, sich vereinigt und waren aneinander entlang gewachsen, sodaß 
auf diese Weise ein schattiger Bogen entstanden war; und sie hatten 
sich ferner in endloser Länge derart um die Stützen herumgewunden, 
daß schwer zu finden war, was eigentlich solche Massen zarter Ranken 
aufrecht hielt. In einigen Fällen hatten sie hohe Doppelthürme gebildet, 
mit einem gewölbten Bogengang dazwischen, ähnlich der Ruine eines 
großen alten Schlosses, die vollständig mit bunten, purpurfarbigen und 
weißm Blumen bedeckt war. Die silberglänzenden Baumstämme der 
alten Riesen des Urwaldes, die von der Axt gefällt und verdammt 
waren, zerfressen zu werden und zu verfallen, und deren große dürre, 
weit sich ausbreitende Aeste und Zweige, waren von den Schlinggewächsen 
hundertfach umhüllt, bis sie aussahen wie Wolken von lebhaftem Grün, 
welche bei plötzlichen Windstößen unzählige kleine Ranken ausstreckten, 
oder wie ein ungeheuerer Vorhang hin- und herschwankten. 
Wenn wir mit der Colonne vorwärts marschirten oder uns für 
die Nacht gelagert halten, war das Gemurmel der Stimmen nicht 
gerade dazu angethan, schöne Gefühle für den Wald zu wecken. Wir 
litten zu viel Hunger, hatten so anhaltendes Elend zu ertragen und 
unsere Geduld, Stimmung und Langmuth wurden zu stark in Anspruch 
genommen. Unsere Kleidung eignete sich gut genug für das offene 
Land, bot aber keinen Schutz gegen die Widrigkeiten des Buschwaldes. 
Wenn wir uns aber einmal vom Lager entfernten und das Geräusch 
der Leute erstarb, wenn wir unser Elend vergaßen und uns nicht von 
dem Gefühl der vielen Unbequemlichkeiten völlig erfassen ließen, dann stieg 
die Ehrfurcht vor dem Walde in unserer Seele auf und nahm unsern
	        
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