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Volltext: Band: Im dunkelsten Afrika, 2. Band

Dcc. 1888.] Der große centralafrikanische Wald. 71 
von einem Zweig zum andern, ohne irgendwelche Rücksicht auf die Be 
standtheile, und Pflanze an jeder gabelförmigen Stelle der Baume und 
auf jeden horizontal stehenden Ast kohlähnliche Baumflechten von der 
größten Art, Pflanzen mit breiten fpeerförmigen Blättern, welche die 
Elefantenohr-Pflanze darstellen, sowie an andern Stellen Orchideen und 
Gruppen vegetabilischer Wunderwerke, und einen reichen Schmuck zarter 
Farrn. Nunmehr bedecke Baum, Ast, Zweig und Schlinggewächs mit 
dickem Moos wie mit einem grünen Pelz. Wo der Wald compact ist, 
wie ich ihn vorstehend beschrieben habe, braucht man nur noch den 
Boden mit dichtem Phryniumgesträuch, Amomum und zwerghaftem 
Gebüsch zu bepflanzen. Wenn aber, wie es häufig vorkommt, der Blitz 
die Krone eines stolzen Baumes abgeschlagen und das Sonnenlicht 
hereingelassen, wenn er einen Waldriesen bis zu den Wurzeln hinab 
zersplittert und der Stamm verdorrt, wenn ein Wirbelsturm einige 
Bäume entwurzelt hat, dann schießen eine Menge junger Stämme im 
Wettlaus um Luft und Licht in die Höhe, drängen sich, brechen sich, 
treten sich und ersticken sich gegenseitig, bis das Ganze ein undurch 
dringliches Dickicht bildet. 
Im Durchschnitt ist der Wald aber eine Mischung solcher Scenen. 
Dort steht vielleicht eine Gruppe von Bäumen, grau und feierlich wie 
die Säulen einer Kathedrale im Zwielicht, und in der Mitte erhebt 
sich ein dürrer, nackter, weißgebleichter Patriarch, um den eine neue 
Gemeinde sich gebildet hat, in welcher jeder junge Baum emporklimmt, 
um der Erbe des Gebietes von Licht und Sonnenschein zu werden, 
welches einst der Herr eingenommen hat. Hier gilt ebenfalls das 
Gesetz der Erstgeburt. 
Der Tod infolge von Wunden, Krankheit, Verfall, Erbübeln 
und Alter, sowie verschiedene Unfälle lichten den Wald und ent 
fernen die Untauglichen und Schwachen, gerade wie bei den Men 
schen. Nehmen wir an, ein hoher Häuptling unter den Waldriesen 
sei wie ein frecher Enakssohn. Er ragt um Kopfeslänge über seine 
Gefährten empor und ist der Monarch dessen, was er überschaut; 
allein sein Stolz zieht den Blitz an, der ihn bis zu den Wurzeln zer 
splittert, er stürzt, sinkt und verwundet bei seinem Falle ein Dutzend 
anderer Bäume. Das ist der Grund, weshalb man so viele geschwulst 
artige Auswüchse, große kropfförmige Anschwellungen, ungestaltete 
Stämme sieht. Ferner haben die Bäume oft die Schmarotzerpflanzen, 
welche sie halberstickt hatten, überlebt, und man kann die tiefen Ein 
schnitte des kräftigen Druckes bis zu den Aesten hinauf verfolgen.
	        
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