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In Türkisch - Armenien .
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1818 ) unser Carl Ritter , welcher die Aufmerksamkeit der Gelehrten und Reisenden auf jene Reste und Inschriften der grauen Vorzeit zu lenken suchte * ) . Ihm folgte der Fran - zose Saint - Martin , und auf dessen Anregung sandte dann die französische Regierung den Professor Fr . Ed . Schulz nach Armenien , welchem es auch 1827 wirklich gelang , in Wan und dessen Umgebung 42 Inschriften zu copiren , nach Paris zu senden und so das damals vorhandene Material an Keilinschriften um das Dreifache zu vermehren . Schulz selbst , der als erster Europäer den See von Wan befahren und die Feste von Wan betreten hat , kehrte nicht wieder nach Europa zurück : ein kurdischer Häuptling ließ ihn bald dar - auf meuchlerisch umbringen . Drei von seinen 42 ten , wie fast alle schriftlichen Denkmäler dieses Königs in drei Sprachen abgefaßt , gehören dem Achämeniden Terxes an , dessen Regierungszeit in die Jahre 485 bis 465 v . Chr . fällt . Alle übrigen , in complicirteren , also wahrscheinlich älteren Cha - rakteren geschrieben , blieben unentzissert , bis Dr . A . D . Mordt - mann in Constantinopel sie ( Zeitschrift der Deutschen Mor - genländischen Gesellschaft 1872 ) als altarmenisch erklärte
und sie der Epoche von 750 bis 550 v . Chr . anwies , ein Ergebniß , das ihm jedoch neuerdings von anderer Seite wie - der bestritten wird . Wahrscheinlich ist also einstweilen nur , daß der größte Theil der Inschriften und Bauten von Wan älter ist , als die Zeit des Xerxes , und daß sie auf keinen Fall derjenigen der Semiramis angehören , in welcher die heutige Kritik eine zur Königin umgestaltete , altassyrische Kriegs - und Liebesgöttin erkannt hat . Daß Moses von Choren in dem Bestreben , den möglichsten Glanz über seine Heimath zu verbreiten , sie der ( wohl mindestens anderthalb Jahrtausende vor ihm zu denkenden ) Schamiram zuschreibt , ist nicht zu verwundern ; thut doch auch Diodor dasselbe mit der berühmten Darius - Jnschrist von Bagistane ( Bisntuu in Persien ) und stützt sich dabei auf Ktefias , den Leibarzt des Artaxerxes II . ( 405 bis 362 ) , welcher noch kein Jahr - hundert nach Darius ( 521 bis 485 ) lebte . — Ein späterer Fürst soll dann zu Alexander des Großen Zeit die Semi - ramisstadt noch mehr verschönert und ihr seinen Namen Wan beigelegt haben , und als sie zerstört ward , stellte sie Vagharschak , der erste arsacidische König von Armenien ,
Der Felsen von Wan , von Norden gesehen .
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152 v . Chr . unter dem alten Namen Schemiramagerd , den die Armenier bis heutigen Tages festgehalten haben , wieder her . Einer seiner Nachfolger - soll dort die Juden , welche er bei der Eroberung Judäas zu Gefangenen gemacht , nebst ihrem Oberpriester Hyrcanus angesiedelt haben . 18 , 000 dieser Semiten wohnten nach Faustus von Byzanz in Sche - miramagerd , als sie die Perser unter König Schahpur II . in der Mitte des vierten nachchristlichen Jahrhunderts zer - störten . Daun ward die feste Stadt Sitz der einheimischen Ardzruni - Fürsten , wurde vou ihnen im elften Jahrhundert nebst ihren übrigen Besitzungen an das byzantinische haus übergeben , diesem dnrch die Geldschulden entrissen und 1392 nach langwieriger Belagerung von Timur , 1533 von den Osmanen , 1636 von Abbas II . erobert . Letzterer wie - derholte seine Angriffe mehrere Jahre hintereinander , bis er diese starke Grenzfestung des türkischen Reiches bezwang und vorübergehend dem persischen Reiche zufügen konnte . Aber anch die Türkei , der das Pafchalik Wan nominell eignet , hat dort , von der Stadt und ihrer nächsten Umgebung ab - gesehen , nicht viel zu sagen , heutigen Tages , wie vor vier
* ) S . Carl Ritter's Erdkunde IX . S . 982 .
Jahrzehnten . Die Kurden sind die wahren Herren des Landes , dessen christliche Bewohner ( Armenier ) von ihnen entsetzlich zu leiden haben . So war es im Jahre 1836 , als der Chan Mahmud sich der Stadt und Festung Wau bemächtigte , alle Angriffe der türkischen Soldaten abschlug und dann plötzlich gutwillig seinen Besitz wieder aufgab . Und . die gleichen Zustände herrschen auch heute noch , und das nicht in Armenien allein , sondern soweit überhaupt die Gei - ßel der Osmanli reicht .
Noch vor einigen Jahren bestand ein ziemlich lebhafter Handel von Wan mit Müsch und Bitlis . Damals waren die Karawanen , welche von Baghdad , Mosul , Mardin und Diarbekir nach Tiflis und Nordpersien zogen , eine Quelle verhältnißmäßigen Wohlstandes für die Bewohner Wans . Aber diese Zeiten sind dahin , seitdem Rußland sich mit Er - folg bemüht hat , den persischen Transithandel ganz nach sei - nen transkaukasischen Gebieten hinüberzuziehen . Wan ist heutigen Tages nahezu eine todte Stadt . Nur der Fang des oben erwähnten kleinen Fisches ergiebt jährlich eine Summe vou 60 , 000 bis 80 , 000 Piastern ; außerdem wer - den die am Seeufer gesammelte Potasche , welche mau in der