verteidigung‘‘, so stellt sich wieder heraus, gilt auch hier nicht um
das Raumbesitzes willen, er muß vielmehr als stimulierende Akti-
vität bewertet werden.
Schließlich, und das ist für mich die entscheidende, wenn auch in
der naturwissenschaftlichen Territorialitätsdiskussion kaum disku-
tierte Komponente: Das Territorium, der Lebensraum, ist als Iden-
titätsraum zu werten. Die Beispiele hierfür aus der Tierwelt mö-
gen unbefriedigend sein, weil sie psychologisierender Art sind,
aber für menschliche Territoriumsbezogenheit erscheint mir das
raumbezogene Identifikationsbedürfnis so ausschlaggebend, daß
die beiden anderen Bedürfnisse — Sicherheit und Aktivität — sich
nahezu darunter subsumieren lassen.
Identitätsraum kann nun beim Menschen 'als dem kulturellen
Wesen nur ein kulturell gegliederter Raum sein — ein Raum, der
eine kulturelle Ordnung hat, in dem man in einer bestimmten
Weise die Menschen und die Dinge um sich erfährt und mit ihnen
interagiert und kommuniziert. Identität ist ein reziprokes Verhält-
nis zwischen den Menschen eines Raumes: die Gruppe gibt dem
Einzelnen Identität und die Einzelnen bestätigen die Identität der
Gruppen.!? In ihrem Raum, ihrem Territorium - oder ihrer Hei-
mat — objektiviert sich die kulturelle Identität in Symbolen, die
Wertorientierungen und gleichzeitig Verhaltensmuster darstellen.
Sie müssen vom Individuum erkannt und anerkannt werden —
auch wenn ihm sein Raum kulturelle ,, Abweichungen" erlaubt -,
damit es selbst erkannt und anerkannt wird. Sonst ist er ein Frem-
der im eigenen Territorium: er berücksichtigt die identitätsgeben-
den Symbole nicht, er baut falsch, er grüßt falsch, er spricht falsch,
oder vielleicht ist er einfach arm, in einer Gemeinde, in der Reich-
tum zur territorialen Identität gehört, oder zu alt in einem Beat-
schuppen, der von Jugendlichen besetzt gehalten wird, oder zu
jung in einem Verein, in dem ,,Altersweisheit^ dominiert. Die
Beispiele liefen sich beliebig fortsetzen.
Aggression gegen die äußeren oder inneren „Feinde“ des Terri-
toriums wird von einigen Autoren als die am meisten kennzeich-
nende Komponente des territorialen Prinzips bezeichnet. Wenn die
These von der Spontaneitát der Aggression stimmte, dann wire