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anzuknüpfen, nicht gelungen ist. Daß der Naturmensch
träge sei, wird zwar immer aufs neue behauptet, steht
aber mit allen Beobachtungen der Völkerkunde im
Widerspruch. Die Arbeit der Naturvölker unterscheidet
sich in der Hauptsache dadurch von der unsrigen, daß
sie unregelmäßig verläuft, Es fehlt ihr an Beharrlich-
keit; sie ist, um einen schlagenden Ausdruck anzu-
führen, Bedarfsarbeit, nicht Erwerbsarbeit. Von einer
angeborenen Trägheit kann schon um deswillen nicht
die Rede sein, weil der Wunsch, die Gebrauchsgegen-
stände zu schmücken, zu seiner Befriedigung eine
Arbeitsmenge erfordert, die weit über das Notwendige
hinausgeht. Bei der Anfertigung von Waffen und
anderen nützlichen Instrumenten spielt offenbar der
Schönheitssinn und die Freude am eigenen Besitz des
mühevoll Hergestellten eine Rolle; denn nur für sich
arbeitet der Naturmensch. Wir begreifen es, dafs ihm
die Arbeit zur Gewinnung von Nahrungsmitteln, denen
der gleiche dauernde Wert nicht innewohnt, weniger
Befriedigung gewährt, und so erklärt es sich, daß in
dieser Hinsicht immer nur die durchaus nötige Arbeit
geleistet wird. Reicht aber der Bedarf an Nahrungs-
mitteln, bei plötzlicher Ankunft etwa von europäischen
Fremden, nicht aus, so entwickelt sich, um die neuen
Bedürfnisse zu befriedigen, eine Tätigkeit, die Staunen
abnötigt. Mit einfachsten Werkzeugen, die an die
Arbeitskraft die höchsten Anforderungen stellen, mahlen
dann wohl afrikanische Frauen die ganze Nacht hin-
durch Getreide, Man fragt sich, was sie wachhält und
jede Unlustempfindung verscheucht. Der Tätigkeits-
oder Produktionstrieb kann nach dem Gesagten nicht
diese Wirkung üben. „Dagegen“, sagt Bücher, „scheint
die Feststellung, daß der sogenannte Tätigkeitstrieb
beim Kinde mit dem Spieltrieb zusammenfällt, für
unsere Betrachtung nicht ganz wertlos.“ Als dasjenige
Mittel nun, welches die Lust an den Verrichtungen,