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Bibliographische Daten: Zeitschrift für Volkskunde, 97.2001

Fabio Mugnaini 
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ger Leute, von denen die meisten wieder Alltagskleidung trugen. Die Zeremonie 
war schlichter, die Intensität der Erinnerung dafür um so größer. Noch einen Tag 
später verschwanden die Bilder der Verstorbenen wieder aus den Schlafzimmern. 
Sie wurden tief in die Schubladen der schweren Kommoden vergraben, und nie 
mand wäre auf die Idee gekommen, sich Masken aufzusetzen, Scherze zu treiben 
oder eine Gruselstimmung zu verbreiten. Nirgends gab es wandelnde Skelette, 
Werwölfe oder Vampire, die durch die Straßen gezogen wären. 
Nichts von der gegenwärtigen Halloween-Parade war präsent. Oder, genauer 
gesagt, es war bereits alles vorhanden, nur gehörten die Motive und Figuren einer 
anderen symbolischen Ordnung an. Werwölfe tauchten in den Geschichten auf, die 
während der Totenwache erzählt wurden, und auch unheimliche Friedhöfe waren 
uns aus den Erzählungen bekannt. Die Todesangst war ebenso gegenwärtig, beson 
ders an Orten, an denen Menschen plötzlich und qualvoll umkamen. Es gab zahl 
reiche Schauergeschichten (sie wurden von Volkskundlern gesammelt), jedoch 
wiesen sie keine spezielle Verbindung zu den ersten Novembertagen auf. Sogar 
Kürbisse gehörten in Jack-o’-Lantern -Manier zur lokalen Tradition. Im Spätsom 
mer wurden die Kürbisse geerntet und als Schweinefutter aufbewahrt. Manche von 
ihnen wurden ausgehöhlt und mit einer Kerze im Inneren auf Fensterbänke und 
Treppenabsätze gesetzt. Diese, als „morte secca“ bezeichneten Kürbisse (ein Be 
griff, mit dem auch Totenköpfe benannt werden), standen jedoch in keinerlei Ver 
bindung zu den Totenfeiern. Auch das Suchen gehörte im Rahmen eines Versteck 
spiels (dessen Requisiten Süßigkeiten waren) in der Toscana und auch anderswo in 
Italien zu den saisonalen Ritualen. Die toskanische Kultur kennt vergleichbare 
Bräuche, die von Pietro Clemente gründlich untersucht worden sind - am 1. Mai, 
am Ende der Fastenzeit oder am Dreikönigstag (Clemente 1978). Der Sinn dieser 
Suchzeremonien besteht im sozialen Austausch und in der artistischen Darbietung- 
Sie dienten der Erzeugung eines Gefühls lokaler Zugehörigkeit und hatten nichts 
mit Metaphysik oder einer vom Zeitgeist angehauchten Zelebration von Natur und 
Wiedergeburt zu tun. 
Es ist wichtig, die einzelnen Elemente des Halloween-Themas, von Franken 
stein über Außerirdische bis hin zu Vampiren, Hexen und Werwölfen daraufhin zu 
untersuchen, welche von ihnen erst vor kurzem Eingang in die populäre Kultur 
gefunden haben und welche ihr bereits seit längerem angehören. Zwar tauchen 
Werwolfgeschichten bei den Totenwachen auf, doch stellen sie dort keine konkrete 
Bedrohung für normale Menschen dar. Vielmehr repräsentieren diese Werwölfe 
leidende Menschen, deren zunehmende Schmerzen durch laute Drohrufe artiku 
liert werden. Häufig bekamen diese vermeintlichen Werwölfe eigene Namen, wie 
dies auch bei Hexen üblich war. Beide Figuren standen jedoch weder mit dem 
Totenkult Anfang November noch mit anderen Schilderungen des Todes in Ver 
bindung. Während das Reich der Angst sehr wohl mit dem Tod zu tun hat, lässt 
sich die Bedeutung des Todes nicht allein auf Angst reduzieren.
	        
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