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Objekt: Spruchwörterbuch

Dichter. — Man wird aus einem Dichter 
nie etwas anderes machen, als was die Natur in 
ihn gelegt hat. Wollt ihr ihn zwingen, ein an 
derer zu sein, so werdet ihr ihn vernichten. 
Joh. Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe in d. 
letzten Jahren seines Lebens (14. Febr. 1830). 
— Die Macht des Dichters ist nicht wild und 
eigensinnig; sie ist eine milde Größe und hebt den 
Menschen nur zu den Göttern empor, um ihm 
eine höhere Menschlichkeit wiederzugeben. 
Wilh. Freiherr von Humboldt, Briefwechsel zwischen 
Schiller u. Wilh. von Humboldt (1830). 
— Viele Menschen lieben den Dichter bloß so, 
wie sie den Käse lieben, d. h. sie finden ihn nur 
dann erst gut, wenn er von den Würmern an 
gegangen ist. 
Moritz Gottl. Saphir, Humoristische Abende (1830). 
— Sowie ein Dichter politisch wirken will, 
muß er sich einer Partei hingeben, und sowie er 
dieses tut, ist er als Poet verloren. 
Joh. Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe in d. 
letzten Jahren seines Lebens (März 1832). 
— Jeder ficht mit eigner Wehre, | Priester kämpft 
mit dem Brevier, | Krieger mit dem Schwert und 
Speere, | Mit Gesang und Reimen wir (die 
Dichter). 
Anastasius Grün (Anton Alexander Graf von Auersperg), 
Spaziergänge eines Wiener Poeten (1831). Au Ludw. 
Uhland. 
— Auf der Erde nur sind Dichter, | Da wo 
Schmerz zerreißt die Brust! | In dem Himmel ist 
kein Dichter, | Wenn im Himmel nur ist Lust. 
Justinus Kerner, Dichtungen (1834). Lieder d. 
Schmerzes. An einen Dichterfreund. Schlußv. 
— Ewig jung ist der Ruhm, den treffliche 
Dichter erringen, > Weder im Alter geschwächt, 
weder im Tode getilgt. 
Peter von Bohlen, Bhartriharis Spr. (1835). 
— Nicht Träume sind's und leere Wahngesichte, | 
Was von dem Volk den Dichter unterscheidet, j 
Was er inbrünstig bildet, liebt und leidet, | Es ist 
des Lebens wahrhafte Geschichte. 
Jos. Freiherr von Eichendorff, Gedichte (1837). 
Sängerleben. D. Dichter. Nr. 5. 
— Und die Freude sagt kein Mund, | Die Gott 
wunderbar gelegt § In des Dichters Herzensgrund. 
Jos. Freiherr von Eichendorff, Gedichte (1837). 
Frühling u. Liebe. D. Dichter. 
— Also spielen Liebesträume | Perlend in des 
Dichters Brust; | Seine Leiden sind nur Schäume, | 
Und sein Lied ist seine Lust. 
Wilh. Müller, Gedichte (1837). Lieder a. Franzensbad 
bei Eger. An d. Ungünstigen. Schlußv. 
— Der Dichter und der Ehemann, wie das 
sich reimen soll! | Ein Weibchen für den Ehemann, 
neun Mädchen für Apoll. 
Wilh. Müller, Gedichte (1837). Epigramme. 2. Hun 
dert, Nr. 82. D. Dichter u. d. Ehemann. 
Dichter. — Verwehre dem Dichter zu trinken 
und zu lieben — | Pegasus, wo sind deine Flügel 
geblieben? | Verwehre dem Dichter zu lieben und 
zu trinken — | Pegasus lernt wie ein Karrengaul 
hinken. 
Wilh. Müller, Gedichte (1837). Deutsche Reimspr. 
Nr. 4. Pegasus. 
— Täuscht dich der Weise, so gibt er dir einen 
Nebel der Erde, der sich in Regen verdichtet; täuscht 
dich der Dichter, so gibt er dir einen Nebelfleck 
des Himmels, der sich in Sonnen zerlegt. 
Jean Paul (Joh. Paul Friedr. Richter), Sämtl. Werke 
(1826—1838). 
— Der Dichter ist ein König, ein verbannter, | 
Von denen, die sich hier in Purpur kleiden, | Ein 
nicht für ihresgleichen anerkannter; | Drum soll er 
ihre Höfe meiden. 
Friedr. Rückert, Gesammelte Gedichte (1834—1838). 
Pantheon. Bruchstück 5. Zahme Genien. Vierzeilen. 
1. Hundert, Nr. 11. 
— Wer echter Dichter sein will, kann nicht 
immer präzis eintreffen, wenn die Post abfährt. 
Karl Gutzkow, Blasedow u. seine Söhne (1838). 
T. 2. 
— Begeistrung ziemt euch Dichtern. 
Ferd. Freiligrath, Zwischen d. Garben. Eine Nachlese. 
Baurede für Rolandseck (ged. Juli 1840). 
— Kunst und Natur und Welt und Gemüt, er 
(der Dichter) beherrsche sie alle; | Aber der Tor 
nur verlangt, daß ein Gelehrter er sei. 
Emanuel Geibel, Gedichte (1840). Jugendgedichte. 
B. 2. Sonette u. Distichen. Distichen a. Griechen 
land. Nr. 13. Schlußv. 
— Der Dichter steht auf einer höhern Warte, | 
Als auf den Zinnen der Partei. 
Ferd. Freiligrath, Ein Glaubensbekenntnis. Zeit 
gedichte. Nr. 1. A. Spanien (ged. Nov. 1841). 
— Umsonst! Das ist nun einmal so, | Kein 
Dichter reist inkognito. 
Jos. Freiherr von Eichendorff, Gedichte. Wanderlieder. 
Wandernder Dichter (1841). 
— Gesang und Liebe sind des Dichters Leben, | 
Das ohne diese grau und öde ganz, | Wie nächtiger 
Himmel ohne Sternenglanz. 
Mich. Jurjewitsch Lermontow, Gedichte 
(ged. 1829—1841). 
— Der Freiheit Priester, der Vasall des 
Schönen, | So wird der Dichter in die Welt 
gesandt. Georg Herwegh, Gedichte eines Lebendigen 
(1841—1843). Bd. 2. Dichterberuf. 
— Einsamkeit, des Dichters Braut, j Mutter 
Natur ihn groß anschaut, I Geschichte, die Ahnfrau, 
hebt ihn hinaus > Über des Lebens gemeinen Lauf; — | 
Da rauscht das Lied aus starkem Busen. | Die drei, 
das sind die echten Musen. 
Gottfr. Kinkel, Gedichte (1843). Spr. Nr. 8. 
— Mit dem Volke soll der Dichter gehen — I 
Also lest ich meinen Schiller heut! 
Ferd. Freiligrath, Ein Glaubensbekenntnis. Zeit 
gedichte. Nr. 2. Guten Morgen (ged. Jan. 1844). 
Schlußv.
	        
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