ordnete kosmische Prinzip, das die Griechen allerdings Logos ge-
nannt hatten.
Magie interpretiert Roszak ganz in diesem Sinn als magische
Sensibilität, in der der Geist das Universum durchdringt und jeden
natürlichen Gegenstand mit einer lebendigen, einigermaßen zielsi-
cheren Existenz ausstattet, die durch Gebet, Ritus oder rhapsodische
Festlichkeit herausgestellt wird. Das Ich-Du-Verhältnis beruht,
wie er sagt, nicht nur auf der heutigen (technologisch degenerier-
ten) Gewalt der Tat, sondern auf der Gewalt des Seins.
Mvsterien sind für Roszak Durchgangsriten auf dem Weg zur
Transformation, zu jener neuen Identitàt, die uns das Selbst inner-
halb unseres Selbst vermittelt: den visionáren Durchblick zum
Ursprung gibt. Diese Mysterien sind nun nach Roszak einer mili-
tanten Rationalität untergeordnet worden, der als Vernunft die
Funktion der Gnosis aufgebürdet wurde.
Mythos, Mysterium und Magie sind für Roszak der Weg, auf
dem wir uns jenem visionáren Feuer náhern kónnen, aus dem in
einem gezielten Zeugungsakt als Einheit in der Entwicklung Kul-
tur entstand. Und er fährt fort: Denn nur so können wir verhindern,
daß Geschichte (unsere kollektive menschliche Biographie auf der
Erde) das antagonistische Cegenstück von Ewigkeit wird und wir
uns mit einer weiteren qualvollen Dichotomie belasten. Dieses vi-
sionäre Feuer ist der vergessene abendländische Logos, das
innere, schöpferische Feuer der Griechen als immanentes kosmi-
sches Prinzip.
Während der Historiker Roszak, der sicher ein Abtrünniger
aus der Historiker-Zunft ist, die gestaltende Kraft von Kultur in
einem visionären Feuer sucht, sind Kulturanthropologen, die
sich als Phänomenologen verstehen, bescheidener. Sie fragen im
Sinne einer verstehenden Wissenschaft nach der Kraft oder
Macht, die als gemeinter Sinn intentional hinter den Phänome-
nen steht. Mühlmann spricht von dem intentionalen Charakter
des Logos und sieht mit van der Leeuw Religion als gesteigerte
Form der intentionalen Suche nach Macht, die hier im Sinne von
Lebenssteigerung steht: Der religióse Sinn ist derjenige, dem kein
weiterer und tieferer folgen kann. Er ist der Sinn des Ganzen. Er ist
das letzte Wort.
Für Mühlmann hat der Anthropologe überall ,unbeirrt" nach
diesem letzten Wort zu suchen, nicht nur innerhalb des Bereichs
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