würde hinzufügen: die Wege und Umwege dieses reflexiven Pro-
zesses zwischen Eigenem und der Vielfalt des verschiedenen
Fremden - sichtbar bleiben. Die rohen Daten als die Konkretheit
der fremden Stimmen und die Konkretheit der subjektiven Er-
fahrungsebenen des Forschers - vom ersten Blick über die Noti-
zen in einem Feldtagebuch, die Schreibtisch-Reflexion dieser
Notizen, die Einordnung in ein wissenschaftliches Begriffssy-
stem bis zur interpretativen Darstellung - sollen nicht zugunsten
der Abstraktheit eines homogenen Textes eingekocht werden.
Der wissenschaftliche Text zeigt seinen Collage-Charakter, der
jeder Hermeneutik zugrunde liegt!
Das gilt als erstes für die Beweisführung' des schreibenden
Anthropologen. Sie ist der Ausdruck seiner Erfahrungen, aber
diese Erfahrungen werden auf den verschiedensten Ebenen ge-
wonnen und reflektiert. Manchmal steht so etwas wie ein objek-
tiver Zufall, wie es die Surrealisten nannten, in einem privilegierten
Augerblick als Erste-Blick-Erfahrung am Anfang eines Feldauf-
enthalts, bei dem in einer seltsamen Klarheit die an sich dunkle
Bedeutung des Ganzen über die Reflexion und Abrufung gespei-
cherter Erfahrungen aufscheint. Manchmal wird dieser privile-
gierte Augenblick am Schreibtisch erfahren, ist der objektive Z.;-
fall lesender Suche. Und das Auge des Ethnographen (Leiris)
schaut dabei nicht nur in die fachspezifische Literatur! Immer
aber steht dieser objektive Zufall eben im Kontext einer Erfah-
rungssuche und ihrer Wege und Umwege, ihrer Schnitte und
Nähte, der aufscheinenden Bilder früherer Erfahrungen, des Ver-
gleichs, des Hin und Her zwischen der sinnlichen Erfahrung von
Praxis, ihrer kritischen Hinterfragung und ihrer fortlaufenden
Interpretation im Zusammenhang jener auf den Begriff gebrach-
ten Erfahrungen, die wir wissenschaftliche nennen.
"Der essayistische Charakter dieses Buches ist bedingt durch
meine Erfahrungssuche, diejenige einer Anthropologin, die nicht
gewillt ist, eine Wissenschaft vom Menschen von der alltäglichen
vor- und außerwissenschaftlichen Erfahrung fremden und eige-
nen Menschseins zu trennen: die nicht gewillt ist, wissenschaftli-
ches Verstehen als einen neutralen ErkenntnisprozeB von eige-
nem, subjektivem Betroffensein und kritischer Stellungsnahme
zu gedachten und gelebten Ordnungen abzugrenzen; die nicht
gewillt ist, fachbornierte Grenzüberschreitungsverbote einzuhal-