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Volltext: Neues Zeitalter oder verkehrte Welt

VORWORT: ANTHROPOLOGIE ALS KRITIK 
Der aufklärerische Anspruch einer empirischen Kulturanthro- 
pologie galt und gilt der Erfahrung und Interpretation der Ein- 
heit der Menschheit in der Vielfalt ihrer kulturellen Gestaltungs- 
formen. Trotz dieses umfassenden Erkenntniszieles verharrte sie 
als westliche Wissenschaft vor allem in einer Hermeneutik der 
kulturellen Fremde: Die eigene Gesellschaft wurde ebenso aus- 
geklammert wie die Subjektivität des Forschers. Der Blick aus der 
Ferne (Levi-Strauss) war ein distanzierter und distanzierender 
Blick - oder schien es zu sein. 
Die Interpretation der eigenen Wissenschaft allerdings zeigte, 
wie eng Eigenes und Fremdes schon immer ineinander verwoben 
waren. Das reichte von der versteckten Kritik an der eigenen Ge- 
sellschaft als einer verkehrten Welt bis zu den Entwürfen über 
fremde Kulturen als Verkehrte Welten in einer imaginären Ethno- 
graphie “Fritz Kramer), in der sich darstellte, was in der bürgerli- 
chen Kultur tabuisierte Wahrheit war; das beinhaltete die kriti- 
sche Nostalgie im Aufweis von ‘heileren’ Gegenwelten in geogra- 
phischer und historischer Ferne; das wurde zur offenen kriti- 
schen Gegenüberstellung von eigenen und fremden gesellschaft- 
lichen Lebensformen und führte schließlich zur Suche nach dem 
Eigenen im Fremden und dem Fremden im Eigenen. 
Die Erkenntnis allerdings, daß Fremderfahrung nur über 
Selbstrelativierung im eigenen kulturellen Kontext und Eigen- 
erfahrung nur über die Reflexion des Fremden möglich ist, be- 
deutet für den Verstehensprozeß des Anthropologen, den herme- 
neutischen Zirkel als Bewegung zwischen der fremden Kultur 
und dem verstehenden Subjekt Forscher in Richtung auf eine Be- 
wegung zwischen den Kulturen, den fremden und der eigenen, zu 
erweitern. Die Relativierung der eigenen Kultur wird über den 
Aufweis anderer kultureller Erfahrungen und Gestaltungen mög- 
lich. Und damit eine Kritik, die das Prinzip Hoffnung einer ge- 
dachten Neu-Ordnung auch als Orientierung an gelebten frem- 
den Ordnungen nicht aus dem Auge verliert. Der neue Relativis- 
VIT
	        
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