Digitalisate

Hier finden Sie digitalisierte Ausgaben ethnologischer Zeitschriften und Monografien. Informationen zum Digitalisierungsprojekt finden Sie [hier].

Suchen in

Inhalt / Download : Band: Länder- und Völkerkunde, Band 2, Außereuropa

Palaästina. 
231 
Palästina, das heute nur 330000 Einwohner zählt, ist eins der belieb— 
testen Beispiele für alle diejenigen, welchen die Erschöpfung der Naturkräfte 
durch die Kultur zum Dogma geworden ist. Wer den Blick über die Öden 
der Felswüste Judäas schweifen läßt und sich dann das Land, in dem „Milch und 
Honig floß“, als Paradies ausmalt, glaubt den vollgiltigsten Beweis für seine 
Anschauungen zu besitzen. Er vergißt, daß die Gebiete, welche im Regenschatten 
der Höhen von Hebron liegen, schon im Altertum die Wüste Juda bildeten, 
daß schon die alten Juden in ihrer regenarmen Heimat vornehmlich Schaf⸗ 
züchter waren und sorgsam ihre Quellen hüteten und Cisternen gruben, daß in 
einem sommerdürren Lande die Zerstörung von Wald und Kulturfeldern weit 
leichter als ihre Wiederherstellung ist. Bessere Verhältnisse scheinen sich wieder 
anzubahnen, und es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß Palästina noch einmal 
wieder ein Land wird, wo jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum von des 
Tages Arbeit ausruhen kann. 
Palästina ist ein aus nahezu horizontalen Schichten aufgebautes Kalk—⸗ 
plateau, das durchsetzt wird von dem Grabenbruche des Jordanthales und nach 
Westen gegen das Mittelländische Meer wie der Libanon in Staffeln abgesunken 
ist. Die tiefste Stelle des Grabenbruches nimmt das 76 km lange und 15 Km 
breite Tote Meer ein, welches sich einst beträchtlich weiter ausdehnte, aber niemals 
mit dem Ocean in Verbindung stand. Zur Zeit der Hochwasser des Jordan 
steigt der Spiegel des schweren salzhaltigen Binnensees um 4 bis 6 mm und über— 
schwemmt die Salzsümpfe an seinem südlichen Ende. In 150 km Entfernung 
vom Nordrande des Toten Meeres liegen in einem wenig den Meeresspiegel 
überragenden Niveau die Papyrussümpfe, durch welche die an den Abhängen 
des Hermon entspringenden Quellbäche ihren Lauf zum Hule— oder Meromsee 
nehmen. In scharf geschnittener Erosionsfurche fließt der Jordan aus dem Hulesee 
in das Becken von Genezareth oder Tiberias, dessen westliche Ufersiedelungen 
ganz allmählich anfangen sich neu zu beleben. Das Ghor, die etwas über 
100 kmm lange Thalstrecke vom Tiberiassee bis zum Toten Meer, durchfließt 
der heilige Strom in mäandrischem Laufe. Etwa 15 mm hohe Ränder begleiten 
die 2 Km breite Hochwasserfurche des Thalbodens, innerhalb deren, umsäumt von 
einem dichten grünen Wulst aus Pappeln, Tamarisken, Oleander und baumartigen 
Rieinus, der 30 m breite, 8 bis 4 mm tiefe Fluß sich hin- und herwindet. Dem 
Wildschwein, das im Dickicht haust, folgt noch der Panther. Das Ghor, zwischen 
kahlen, von Schluchten zerrissenen Wänden von mehr als 1000 m relativer Höhe, 
ist ein Glutofen, über dem im Sommer eine unerträgliche Hitze brütet. Die Kultur des 
Altertums war an die Berieselungsoasen der Thalränder (Jericho) geknüpft und könnte 
wieder aufleben, wie die im Mittelalter gepflegte Kultur der Dattelpalmen und des 
Zuckerrohrs beweisen. Heute dient der größte Teil als Winterweide, kleine Ge— 
biete werden zur Kultur der im April und Mai geernteten Gerste- und Weizen⸗ 
aussaat benutzt. Wichtig für die Zukunft der Niederung könnten als Veranlassung 
zur Anlage von Winterkurorten die heißen Mineralquellen werden, die ver— 
schiedentlih aus den Bruchspalten dem Boden eutströmen und neben dem Ausfluß 
jungeruptiver Bildungen die tief greifende Störung im Erdgerüste bekunden. Die
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.