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Volltext: Info-Blatt der Gesellschaft für Ethnographie e.V., 3.1991

Möglichkeiten, keine Stellen, nichts, nichts, nichts. Da hat man, 
weil man auch Familie hatte, das erste beste genommen, was sich 
so ergab. Ich ging ins Aluminiumwerk nach Göttingen. Dort war 
eine Nachtschicht eingerichtet für Doktoranden, Studenten und 
alle solche, die nichts Praktisches gelernt hatten. Und da haben 
wir die Nächte zugebracht an der Schmelze, in der Schleiferei und 
Nieterei. Daneben haben wir eine Menge von Bewerbungen losgelas- 
sen."/1/ Für sich und andere sprechend, schrieb Wolfgang Jacobeit 
damals den Artikel "Zur Situation des akademischen Proletariats". 
Alle, die mit Wolfgang Jacobeit eng zusammengearbeitet 
haben, wissen aus Erzählungen, wie tief seine "Franzosenzeit" ihn 
bewegt und seine Einstellung, sein humanistisches demokratisches 
Denken geprägt hat. Die Worte über die Erlebnisse beim franzö- 
sischen Suchdienst sind ein Vermächtnis: "Wir hatten ja meist 
Massengräber zu exhumieren;. das bedeutete seinerzeit, daß die 
offenen Gräber nachts von angeworbenen Deutschen bewacht werden 
mußten. Sie unterhielten sich lustig und schnipsten die Asche 
ihrer Zigaretten so in die Gräber, das machte ihnen gar nichts 
aus. Aber wenn die Franzosen kamen oder die Belgier und andere - 
wir gruben für Belgier, Italiener, Holländer, für mehrere Natio- 
nen mit aus -, das war enorm, was von deren Haltung an 
Menschlichkeit fast physisch spürbar ausging. Dieses, und wenn 
man täglich gesehen hat, wie viele Opfer in den Gräbern lagen, 
Hunderte von Leichen... Meine antifaschistische Haltung bis zum 
heutigen Tage, die ist da noch viel fester geworden, und ich habe 
den Franzosen in dieser Hinsicht viel zu danken. "/2/ 
Als Wissenschaftler und Hochschullehrer auf dem Gebiet von 
Volks- und Völkerkunde hat Wolfgang Jacobeit dieses Vermächtnis 
gelebt und vermittelt. Damit fühlte er sich Wolfgang Steinitz 
sehr nahe. Schließlich verband beide - wie später auch Wolfgang 
Jacobeit und Paul Nedo - die Utopie, "in dieser DDR etwas ganz 
anderes für Deutschland schaffen zu helfen"/3/. Wolfgang Jaco- 
beits Identifikation mit der Totalität der "Erneuerung" hatte 
auch ihren Preis. 
Der Jubilar arbeitete im Steinitzschen Akademieinstitut, 
Später als Direktor des Museums für Volkskunde und als Ordinarius 
unserer Universität, auf einem breiten wissenschaftlichen Feld: 
dem Gebiet der bäuerlichen Arbeit und Wirtschaft, der MWissen- 
Schaftsgeschichte und Museologie, der Kultur und Lebensweise des 
Proletariats und schließlich der AAlltaoasaeschichte seit der
	        
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