Tapan Kumar Das Gupta
Ausstellungstechnische Aspekte einer experimentellen Präsentation
', Vorwort
In den Jahren 1978—81 wurde ein Projekt mit dem Titel „Museumsdidaktische Probleme
völkerkundlicher Sammlungen (untersucht am Beispiel der Oraon und Ho, Chota Nagpur,
Indien)” im Hamburgischen Museum für Völkerkunde durchgeführt, das von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Das Entstehen des Projektes ging seinerzeit
auf die Situation der Museen in der Bundesrepublik Deutschland zurück, in der wirksame
Präsentationen von Austellungen prinzipiell für wünschenswert gehalten wurden. Der
Schwerpunkt der Arbeit sollte speziell auf das Gebiet der Museumsdidaktik gelegt werden.
Das Studium der einschlägigen Literatur führte zu dem Ergebnis, daß der Ausdruck
‚Museumsdidaktik” zwar seit den Sechziger Jahren zunehmend verwendet wurde, eine
örauchbare Definition hierfür jedoch noch fehlte. In diesem Kontext war es unumgänglich,
auf die didaktischen Erfahrungen in der Pädagogik zurückzugreifen. Danach wurde der
yeiteren Forschungsarbeit aus der Fülle von Vorschlägen, die in der Allgemeinen Didaktik
vorliegen, die Definition der Didaktik als „eine Wissenschaft vom Lernen und Lehren in allen
Zormen und auf allen Stufen des Lebens (G. Hausmann)” zugrunde gelegt. Die konkreten
Aufgabenbereiche der Museumsdidaktik konnten daraufhin mit didaktischen Kategorien
wie Ziele, Themen, Strategien, Medien, Museumsstruktur und Rollen der am didaktischen
Prozeß beteiligten Personen erschlossen werden‘.
Nachdem so Grundlagen zur museumsdidaktischen Erforschung vorlagen, konnte die
Aufgabe, Ausstellungsmöglichkeiten in einer Vitrine zu erproben, in Angriff genommen
werden. Die geplanten Ausstellungsversuche sollten anhand einer bestimmten Sammlung
n einer Vitrine mit dem Ausmaß 260 x 230 x 50 cm der Schausammlung Süd- und Ostasien
m Hamburgischen Museum für Völkerkunde vorgenommen werden. Bei der Sammlung
handelte es sich um 488 Objekte der Oraon und Ho aus Chota Nagpur (Indien), die vor 50
Jahren von dem Antiquitätenhändler Julius Konietzko auf einer Indienreise gesammelt und
‚om Hamburgischen Museum für Völkerkunde erworben worden waren‘.
Die oben angegebenen Voraussetzungen für die Ausstellung waren von vornherein
auch als Bezugsrahmen für die didaktische Entscheidung maßgebend. Aus der Vielzahl
der didaktischen Prinzipien bot sich bei den einschränkenden Vorbedingungen das Prinzip
des exemplarischen Lernens im Sinne M. Wagenscheins als ergiebig an. Bei der Wahl des
didaktischen Prinzips des Exemplarischen ist — seit H. Roths überzeugender Argumenta-
tion — das komplementäre didaktische Prinzip des orientierenden Lernens heranzuziehen.
Es ergab sich für die Gestaltung die Frage, wie in der Ausstellung die Darbietung einer be-
grenzten Zahl exemplarischer Objekte durch die Hinzunahme von Orientierungsdaten die-
ses didaktische Postulat eingehalten werden könnte. Als Lösung wurde die thematische
Vitrine durch einen aus Schubladen und Tafeln erstellten Orientierungsapparat ergänzt.
1 T.K. Das Gupta, 1979.
? T.K. das Gupta, 1983, S. 157f.