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R . Parkinson : Ein Besuch auf den Admiralitätsinseln . — H . Seidel : Togo im Jahre 1904 .
des : Ein höheres , übernatürliches Wesen existiert : seine Vorstellung aber ist ganz und gar unklar ; bald ist es „ der gute , bald der böse Geist“ , bald „ die Verstorbenen“ . Daraus geht hervor , daß auch der Glaube an eine dauer nach dem Tode im Grunde genommen vorhanden ist . Aus den verschiedenen Abwehrgebräuchen geht weiter hervor , daß dieses übernatürliche Etwas meist als böse , als feindlich gedacht wird . Andererseits gibt es nien , durch welche von diesem Numen auch Segen erfleht wird . Also „ der dualistische Riß , welcher durch die
ganze physische und moralische Erscheinungswelt durchgeht — Licht und Dunkel , Tag und Nacht , stehen und Vergehen , Liebe und Haß , Wahrheit und Lüge , Recht und Unrecht“ — gebt auch durch das giöse Bewußtsein dieser Völker . Beim höher stehenden Menschen hat er sich zu den Begriffen Gott und Teufel mit ihren verschiedenen Eigenschaften und Attributen , Himmel und Hölle , Seligkeit und Verdammnis entwickelt ; bei dem auf Kindesstufe heißt er lediglich : guter Geist und böser Geist . ( Fortsetzung folgt . )
Ein Besuch auf den Admiralitätsinseln .
Von R . Parkinson . Ralum .
( Briefliche Mitteilung . )
Im Dezember 1904 habe ich Gelegenheit gehabt , die Admiralitätsinseln zu besuchen . Obgleich die Reise nicht viele Teile der Hauptinsel berührte , so konnte ich noch eine Reihe nicht uninteressanter Beobachtungen machen , deren wesentlichste wohl die ist , daß die teilung in zwei Stämme , Moanus ( nichtManus ) und Usiai , nicht ganz zutreffend ist , indem sich diesen noch ein dritter Stamm , Matankor , anschließt . Dieser letzte Stamm bildet gewissermaßen ein glied zwischen Moanus und Usiai und wurde bisher von den Besuchern als Usiai bezeichnet , welche sich von den Handelsmonopolen der Moanus freigemacht und nun wie diese Schiffahrt und Handel trieben . Dies ist jedoch nicht richtig . Man kann die drei Stämme kurz maßen charakterisieren :
1 . Moanus . Eingeborene , welche stets Pfahldörfer errichten , experte Seefahrer und Fischer sind , fast immer auf Krieg und Raub ausgehen , niemals Ackerbauer sind .
2 . Matankor ( oder nach eigener Aussprache Ma - rankol ) . Sie bauen Häuser auf ebener Erde , in der Regel auf Hügelrücken ( Dr . Thilenius bildet ein Matan - kor - Dorf ab ) , sind Ackerbauer und auch Seefahrer und Fischer . Sie sind ebenfalls Kanubauer und Verfertiger der Holzschalen und Holzschnitzereien , auch der sidianklingen .
3 . Usiai . Diese bewohnen hauptsächlich das Innere der großen Insel , sie sind Ackerbauer und keine fahrer . Ihre Dorf schäften sind nicht permanent ; sie siedeln sich dort an , wo sie ihre Pflanzungen anlegen , und sind gewissermaßen den Moanus wie den Matankor tributpflichtig .
Die Hauptinsel hat keinen allgemeinen Namen . Was man früher als solchen angesehen hat , beruht auf Irrtum oder Mißverständnis .
Es gelang mir ferner , die Anfertigung der dianklingen zu beobachten . Die Insel Lou ist die Hauptfundstelle des Materials , das hier , wie teilweise auch auf Poam , gegraben , d . h . in Schächten aus der Erde geholt wird . Die Herstellung der Klingen ist scheinend nur wenigen Eingeborenen bekannt , und diese machen daraus ein Geschäft . So leicht auch die stellung zu sein scheint , so sehr erfordert sie eine
ordentliche Geschicklichkeit in der Beurteilung der tung , in der die Splitter sich von dem Block abspalten ; das einzige Handwerksgerät ist ein Stein , womit kurze , leichte Schläge gegen den Block gemacht werden , die Splitter springen dann an der gegenüber liegenden Seite , die mit der Hand fest umfaßt wird , ab .
Ich hatte sowohl in den Matankor - wie in den Mo - anus - Dorfschaften Gelegenheit , eine Anzahl von essanten photographischen Aufnahmen zu machen , die ich in meinem demnächst fertiggestellten Werk über Land und Leute im Bismarck - Archipel veröffentlichen werde .
Auch der Nomenklatur konnte ich meine samkeit schenken und manches Unrichtige beseitigen . Hier bleibt jedoch immer die Schwierigkeit , daß die drei Stämme fast überall für die verschiedenen Plätze schiedene Namen haben . Ich habe in erster Linie die Moanus - Bezeichnungen berücksichtigt , daneben auch die Bezeichnungen der Matankor notiert .
Mit den Usiai bin ich nur einmal in Berührung kommen . Sie schienen mir nicht von den Moanus pisch verschieden , obgleich man ihnen ansah , daß sie Bergbewohner waren . Die Matankor , welche die südlich vorgelagerten Inseln bewohnen , sind typisch von den Moanus und Usiai verschieden ; sie sind kleiner und schmächtiger , ich möchte sagen , eleganter gebaut , von hellerer Hautfarbe und haben vielfach eine semitische Nase , wodurch sie an die Bewohner von Neuguinea innern .
Die Moanus sind durchgehende Prachtkerle ; von mittlerer Größe , schlank , muskulös und wohlgebaut , mit markanten Zügen und funkelnden Augen , wie es solchen Kriegern gebührt . Es sind großartige Gestalten mit buschigen Haaren , die teilweise zu wunderlichen suren geformt und mit Schmuck überladen werden . Die Weiber sind heller , kleiner und etwas plumper . Es war schwierig , die letzteren zu Gesicht zu bekommen , jedoch freundeten wir uns nach einiger Zeit so weit an , daß die Damen , die man vorher in den Wald gejagt oder sonstwo versteckt hatte , vorgeführt wurden . Die Weibergruppen sind wahrscheinlich die ersten , die auf den inseln photographiert worden sind .
Togo im Jahre 1904 .
Von H . Seidel . Berlin .
Das vergangene Jahr hat Togo endlich die lang - beregte Grenzregulierung gegen die im Westen stoßende britische Goldküstenkolonie gebracht . Daß die Aufteilung der ehedem zur „ Neutralen Zone“ gehörenden
Gebiete auch nur annähernd den berechtigten Wünschen deutscher Kenner und Freunde des Landes entspricht , ist wohl von keiner Seite behauptet worden . Nicht mal das ganze Dagomba - oder Jendireich vermochten