Volltext: Zeitschrift für Ethnologie der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde und der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 115.1990

  
Jakob Mehringer/Jürgen Dieckert: Körper- und Wesensauffassung der Canela 257 
  
Lebenden ist dies eine durchaus reale Erfahrung — man versichert, daß man die Berüh- 
rungen der Mecaro spüre. 
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Abb. 12. Kórperbemalung und Schmuck mit Daunenfedern beim Pepkahak-Festzyklus. 
Wenn es nun kein dualistisches System ist — wie láfit sich dann die menschliche We- 
sensbestimmung, als Teil des Überzeugungssystems der Canela-Indianer, allgemein 
einordnen? — Nach unserem Erkenntnisstand weisen die Canela eine Form dialekti- 
schen Denkens und Handelns auf, welches sich z. B. in der alten chinesischen Philoso- 
phie des Taoismus findet. Demgemäß ist die Welt ein ununterbrochenes Werden. 
Werden erwächst aus dem Widerspruch, der allerdings — im Gegensatz zum dualisti- 
Schen Prinzip — immer wieder auf Einheit abzielt. 
Die Überwindung des Widerspruchs Ihkreka — Acaro als Bestärkung der Amyi- 
Kin-Stärke und Ausgleich der Amji-Krit-Schwäche in andauerndem gesellschaftli- 
chem Handeln - damit die Einheit des menschlichen Wesens, Iji, garantiert für die Ca- 
nela-Indianer Leben. Leben als bestándiges Werden. 
Unsere bei den Canela gewonnenen Erkenntnisse fordern allgemein zu einer Aus- 
einandersetzung mit jenen Autoren auf, die auch bei anderen Ethnien von einer duah- 
stischen Weltauffassung und dadurch bestimmten Organisationsformen berichten. Es 
wäre zu überprüfen, ob sich nicht häufig hinter den festgestellten Dualismen letztlich 
ähnliche dialektische Konzepte verbergen. 
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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