Zeitschrift für Ethnologie 115 (1990)
nisse in mehreren Veröffentlichungen niedergelegt wurden.!! Für Hans Rhotert war es
eine Selbstverstándlichkeit, Ergebnisse dieser Reise der Stuttgarter Offentlichkeit als
Ausstellung nahezubringen. Vorwiegend überliefi er es jedoch seinen jüngeren Mitar-
beitern, sich durch Ausstellungen in der Offentlichkeit als Museumsleute zu profilie-
ren. Er leitete das Museum mit sanfter Hand, gab seinen jüngeren Kollegen gerne Rat-
schläge, z. B. für die Ausstellungsgestaltung, besprach mit ihnen aber ebenso gerne or-
ganisatorische und sonstige Probleme, die das Fach als solches betrafen. Hans Rhotert
schátzte Zusammenarbeit im wahrsten Sinne des Wortes: Er gab und nahm Anregun-
gen, und er suchte den jeweils besten Weg in Gespräch und Diskussion zu ermitteln.
Schon wenige Jahre nach seinem Amtsantritt in Stuttgart wáhlte die Deutsche Ge-
sellschaft für Volkerkunde Hans Rhotert auf ihrer Tagung 1959 zum Vorsitzenden.
Dieses Amt hatte er bis 1963 inne. In dieser Zeit gelang es Rhotert u. a., die Stadt Frei-
burg zu überzeugen, ihre vólkerkundliche Sammlung als Museum fest zu etablieren
und einen Ethnologen als hauptamtlichen Museumsleiter einzustellen. In einer Kri-
sensituation der DGV übernahm Rhotert von Mai 1966 bis Oktober 1967 erneut den
Vorsitz der Gesellschaft. Der damalige Vorsitzende, Willy Fróhlich, hatte sein Amt
aus Gesundheitsgründen und wegen Arbeitsüberlastung plótzlich niedergelegt. Da
der stellvertretende Vorsitzende, Hermann Baumann, aus den gleichen Gründen das
Amt nicht wahrnehmen konnte, war er an Hans Rhotert mit der Bitte herangetreten,
noch einmal den Vorsitz zu übernehmen. Obwohl er zunächst gewisse Bedenken
hatte, verschloß sich Rhotert dieser Bitte nicht und leitete die DGV erneut bis zur
nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung, da aus dem Kreis der schriftlich infor-
mierten Mitglieder kein Widerspruch kam. Mehrere Jahre lang war Hans Rhotert
Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er war ordentliches Mitglied
des Deutschen Nationalkomitees von ICOM."
Ein Hauptziel seiner Tátigkeit als Direktor des Linden-Museums in Stuttgart war
für Hans Rhotert die Überführung des Museums in die öffentliche Hand. Von Anfang
an hatte er die Problematik klar erkannt, die sich aus der Situation eines Privatmu-
seums ergab, das auf das Wohlwollen der óffentlichen Hánde angewiesen war. Das
Linden-Museum war seit seiner Gründung im Besitz des Württembergischen Vereins
für Handelsgeographie, der sich spiter Linden-Museum — Gesellschaft für Erd- und
Völkerkunde e. V. nannte. Rhotert hat die Übernahme des Museums durch den Staat
während seiner Amtszeit nicht erreichen können. Er hat gleichwohl die Weichen dafür
gestellt, daß das Museum im Oktober 1973 in die Rechtsträgerschaft des Landes Ba-
!! Hans Rhotert: Forschungsreise nach Südwest-Libyen. In: Tribus 12, 1963, S. 13-31. — ders.: Neue Fels-
bilderfunde im Wadi Tarhoscht (Südwest-Libyen). In: Festschrift für Ad. E. Jensen, hersg. von E. Haber-
land, M. Schuster und H. Straube, Teil II, München 1964, S. 501—512. — Hans Rhotert und Rudolph Kuper:
Felsbilder aus Wadi Ertan und Wadi Tarhoscht, Graz 1981.
2 In jener Zeit konnte jedes Nationalkomitee nur ein Dutzend ordentliche Mitglieder haben, und die mei-
sten waren assoziierte Mitglieder.