Jürgen Zwernemann: Hans Rhotert +
auch untereinander die Köpfe heià diskutierten. Hans Rhotert berichtete ferner von
Reisen nach Doorn (Niederlande), bei denen er Frobenius begleiten durfte, um beim
ehemaligen Deutschen Kaiser Wilhelm II. über Forschungsergebnisse zu berichten,
der auch nach seiner Abdankung an der Arbeit Frobeniusâ und seines Instituts für Kul-
turmorphologie regen Anteil nahm.
Der 2. Weltkrieg bedeutete für Rhoterts Leben eine empfindliche Zásur. Er wurde
gleich zu Kriegsbeginn eingezogen und tat Dienst als Marineoffizier. Der Krieg be-
scherte Rhotert immerhin einen Wiistenaufenthalt. 1942 wurde das Sonderkom-
mando Dora unter dem Zoologen und Geographen Dr. Otto Schulz-Kampfhenkel
zusammengestellt, das offiziell wohl Wege in den Sudan erkunden sollte, aber intensiv
wissenschaftliche Forschung betrieb. Der Gruppe gehórten zwei Geographen, zwei
Geologen, ein Kartograph, ein Luftbildspezialist, ein Meteorologe, ein Arzt, ein Eth-
nologe (Zóhrer) sowie Rhotert als Archáologe an. Die Gruppe arbeitete von Sommer
1942 bis Anfang 1943 im südlichen Fezzan und in der Serir Tibesti. Nur einige geologi-
sche, klimatologische und geographische Aufzeichnungen wurden veróffentlicht.?
AuÃerdem liegt ein spannender Reisebericht von Nikolaus Benjamin Richter vor, in
dem Hans Rhotert an zahlreichen Stellen erwähnt und auf seine groÃe Wüstenerfah-
rung verwiesen wird.â Später leitete Rhotert, wie er mir einmal erzählte, in Italien eine
Dienststelle der Abwehr, die den Funkverkehr der britischen Marine im Mittelmeer
abhörte. Diese Tätigkeit bewirkte für ihn nach dem Kriege eine harte Zeit der Kriegs-
gefangenschaft.
Nach dem Kriege war Rhotert erneut eine kurze Zeit am Frobenius-Institut tätig
und war dann Inhaber eines Postkartenverlags in München, der allerdings nicht son-
derlich florierte. In dieser Zeit erschien auÃer den schon zuvor erwähnten âLibyschen
Felsbildernâ ein weiteres Werk zur Felsbildforschung, an dem Hans Rhotert maÃgeb-
lich beteiligt war, nämlich âMeisterwerke vorgeschichtlicher Kunstâ!
Zum 1. Januar 1957 wurde Hans Rhotert zum Direktor des Linden-Museums in
Stuttgart berufen und hatte dieses Amt bis Ende 1970 inne. Rhotert verschaffte dem
Museum das ihm zukommende Ansehen im In- und Ausland. Mit bescheidenen Mit-
teln wurde eine rege Ausstellungstätigkeit entfaltet. Rhotert förderte Forschungs- und
Informationsreisen seiner Mitarbeiter Friedrich KuÃmaul (nach Afghanistan) und
Jürgen Zwernemann (mehrere Reisen nach Westafrika) und reiste selbst von Dezem-
ber 1962 bis April 1963 mit dem Arzt W. Kühnau und Rudolph Kuper nach Südwest-
Libyen, um dort im Fezzan erneut Felsbildforschungen durchzuführen, deren Ergeb-
* Vgl. Nikolaus Richter: Zum Beitrag der deutschen Wissenschaft an der Erforschung der zentralen Sahara
in neuerer Zeit. In: Forschungen und Fortschritte, 30, 1956: 353â360, bes. 356f.
Nikolaus Benjamin Richter: Unvergeflliche Sahara. Als Maler und Gelehrter durch unerforschte Wüste.
Leipzig 1952. (Das Buch erfuhr mehrere Auflagen. Ich sah ein Exemplar der 4. Auflage von 1954 ein, das mir
Rudolph Kuper liebenswürdigerweise lieh.)
© Meisterwerke vorgeschichtlicher Kunst. Alte europáische und afrikanische Felsbilder. Hersg. v. Hans-
Joachim Wenske und Hans Rhotert. Tübingen 1948.