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Buchbesprechungen
sowie B. Ankermann („Die afrikanischen
Musikinstrumente“) veröffentlicht. In der Ein
leitung zu seiner Studie „Schallgeräte in
Ozeanien“ betont Hans Fischer, daß leider
die instrumentenkundlichen Untersuchungen
später vernachlässigt wurden, so daß für
weite Gebiete heute noch Zusammenfassungen
fehlen, obgleich das Material hierzu außer
ordentlich angewachsen ist. Fischer ver
sucht, für Melanesien, Polynesien und Mikro
nesien die unzweifelhaft vorhandene Lücke zu
schließen. Der Titel seiner Arbeit läßt schon
erkennen, daß es ihm dabei nicht allein darauf
ankam, die Instrumente zu beschreiben, mit
denen man „Musik machen“ kann; er bezog
auch solche Geräte in seine Untersuchungen
ein, die der Erzeugung von Geräuschen, Klän
gen und Tönen dienen, die schwerlich als
„Musik“ zu bezeichnen sind. Schon I z i k o -
w i t z hat die Bezeichnung „Schallgeräte“
für seine Untersuchung gewählt. Sie ist sicher
umfassender als das Wort „Musikinstrumente“,
da die von den Naturvölkern erzeugten Schall
erscheinungen sehr oft weder formal noch
funktional etwas mit Musik im europäischen
Sinne zu tun haben. Fischer grenzt den
Begriff allerdings insoweit wieder ein, als er
unter Schallgeräten nur solche Geräte versteht,
die vom Menschen bewußt zur Schall
erzeugung verwendet werden. Der Verfasser
fußt im wesentlichen in der Systematik auf
der Sachs-Hornbostelschen Klassifikation, die
an einigen Stellen erweitert wird. Idiophone,
Membranophone, Chordophone und Aero
phone sind die Hauptabschnitte des ersten
Teils der dreiteilig angelegten Studie.
Sehr ausführlich beschreibt Fischer in
diesem ersten Teil den Bau und die Spiel
weise der Geräte sowie ihre Funktion für
Spieler und Hörer. Da es sich um eine reine
instrumentenkundliche Arbeit handelt, wird
die Musik selbst nicht besprochen.
Im zweiten Teil stellt der Autor auf 29 Ta
feln die Geräte zeichnerisch dar. Es sind meist
Kopien aus anderen Werken, und sie vermit
teln einen guten Einblick. Leider sind manche
der Zeichnungen in Einzelheiten nicht sehr
deutlich.
Der dritte Teil umfaßt 53 Tabellen. Sie las
sen erkennen, wo die betreffenden Schall
geräte verkommen. Es wird der Stamm, der
Ort oder die Inselgruppe angegeben. In einer
zweiten Spalte sind die Belege hierfür aufge
führt.
Ein ausführliches Literaturverzeichnis be
schließt die verdienstvolle Arbeit. Bedauer
lich ist, daß der Verfasser keine einzige Lage
karte beigegeben hat. Man empfindet das Feh
len eines derartigen Hilfsmittels, das das Auf
finden der angegebenen Orte und Inselgrup
pen wesentlich erleichtern könnte, bei einer
solchen Studie besonders unangenehm, da
nicht immer ausreichende Atlanten zur Hand
sind.
W. D. Meyer
JOSEF RÖDER
(in Zusammenarbeit mit ALBERT HAHN):
Felsbilder und Vorgeschichte des MacCluer-
Golfes, West-Neuguinea. Darmstadt: L. C.
Witticb, 1959. 162 S.
(Ergebnisse der F robcnius-Expedition 1937
bis 1938 in die Molukken und nach Holldn-
disch-Neuguinea, herausgegeben von Ad. E.
Jensen und H. Niggemeyer. Band IV. Ver
öffentlichung des Frobenius-lnstituts an der
] ohann-Wolf gang-Goethe-Universität in
Frankfurt am Main.)
Man wird dem Verfasser wie auch dem we
sentlich mitbeteiligten Zeichner der Frobenius-
Expedition, Albert Hahn, Dank sagen
müssen dafür, daß sie nach mehr als zwanzig
Jahren das durch die Kriegsereignisse stark
reduzierte Material ihrer Untersuchungen am
MacCluer-Golf jetzt doch noch in so anspre
chender Form vorlegen. Der Verfasser betont
ausdrücklich, daß es sich hierbei um eine reine
Materialvorlage handeln soll. Daneben ist es
sein Anliegen, als Voraussetzung für verglei
chende Untersuchungen die Schichten und
Stile, ihre Verbindungen zueinander, die Mo-
tivvcrflcchtungen, den Charakter der Kunst
und das Alter der verschiedenen Einflüsse
herauszuarbeiten.
In den Felsbildern lassen sich drei Schichten
unterscheiden: rot-, schwarz- und weißfiguri-
ger Stil. Die weißfigurigen Bilder stammen
aus jüngerer und jüngster Zeit, der schwarz
figurige Stil in der Hauptsache aus dem 17.
bis 19. Jahrhundert, während für die ältesten
rotfigurigen Bilder ein Alter von rund 1000
Jahren mit großer Vorsicht angenommen wird.
Die rotfigurigen Malereien stammen aus
einer Zeit, in der die (papuanische) Fischer
bevölkerung in Höhlen lebte, bevor indonesi
sche Einwanderer aus Ost-Ceram in das Ge
biet kamen und sich mit ihnen vermischten.
Als Beweis dafür, daß die Hersteller der rot
figurigen Felsbilder Höhlenbewohner waren,