Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte: Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte, 13=28.1985

Zeitschrift für Ethnologie, 131/132.2006/07

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Strukturtyp:: Zeitschrift

Werks-URN (URL):: https://digi.evifa.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-714792

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714792

Persistenter Identifier:: BV042277046

Titel:: Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte

Weitere Titel:: Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte

Erscheinungsort:: Berlin

Verlag:: Akad.-Verl., Zentralinstitut für Geschichte, Berlin, Ost

Erscheinungsjahr:: 1973

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

Wissensgebiet:: Sozial- und Kulturanthropologie > Allgemeines

Zeitschriftenband

Strukturtyp:: Zeitschriftenband

Werks-URN (URL):: https://digi.evifa.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-709759

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-709759

Persistenter Identifier:: DE-11-001911530

Titel:: Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte, 13=28.1985

Erscheinungsjahr:: 1985

Signatur:: LA 2200.1-28

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

Zeitschriftenrezension

Strukturtyp:: Zeitschriftenrezension

Titel:: Christiane Homoet / Dietmar Sauermann / Joachim Schepers, Sterbfallinventare des Stiftes Quernheim (1525-1808). Eine quellenkritische Untersuchung zur Diffusionsforschung

Sonstige Person:: Bentzien, Ulrich

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

120 Zeitschrift für Ethnologie 132 (2007) Die Hochlandgemeinden spalteten sich in der Folgezeit in Faktionen, wobei die Tren- nungslinien sich aus einem gemeindespezifischen komplexen Zusammenspiel wirt- schaftlicher, politischer und religiöser Faktoren ergaben. In vielen Gemeinden mobili- sierten die Kaziken die Bevölkerung gegen die Dissidenten, denen sie vorwarfen, die überlieferte Religion und die Gemeindesolidarität nicht mehr zu respektieren. Dabei spielte die Weigerung, sich am überkommenen Ämtersystem und den mit dem Heili- genkult verbunden Ritualen zu beteiligen, eine wichtige Rolle.?^ Nun begannen die Vertreibungen von ,Feinden der Tradition*. Betroffen waren jedoch nicht nur Personen, welche die Kosten der Übernahme eines Amtes scheuten oder Protestanten, die den mit den Ritualen verbundenen Alkoholgenuss ablehnten, sondern háufig auch politische Oppositionelle. Die Vertreibungen von Tausenden po- litischer oder religiöser Dissidenten seit den 1970er Jahren sind von den zuständigen Behörden nie juristisch untersucht worden, mit dem Argument, dass diese gemäß der „Sitten und Gebräuche“ in den indianischen Gemeinden keine kriminellen, strafbaren Delikte darstellten (vgl. CDHFBC 1998, Kapitel 6.2.). Schluss Bis heute bestimmen Vorstellungen von ihrer vermeintlichen Traditionalität das Bild indigener Gruppen in den Massenmedien, aber auch in der breiteren Öffentlichkeit und der Politik. Von den Standards der europäisch-amerikanischen Mittelschichtkul- tur abweichende kulturelle Formen und Handlungsweisen werden allzu oft fälsch- licherweise als Relikte aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit betrachtet, poli- tische und soziale Konflikte vorschnell als Auseinandersetzung von Moderne und Tradition interpretiert. Dieses Bild spiegelt — wenn auch in oft verzerrter und verein- fachter Form — Vorstellungen wider, die in der modernisierungstheoretischen und funktionalistischen Sozialwissenschaft lange Zeit vorherrschend waren. Das hier diskutierte Beispiel zeigt demgegenüber, dass als „traditionell“ präsentierte und wahrgenommene Strukturen vielfach nicht nur relativ junge Erscheinungen sind, sondern zudem das Ergebnis von Auseinandersetzungen der indigenen Bevôlkerung mit dem Staat bzw. der Mehrheitsgesellschaft. Es bestätigt damit einmal mehr die Er- gebnisse neuerer anthropologischer Studien, die z. B. auf die komplexe Verwobenheit von staatlichem Recht und indigenem Gewohnheitsrecht hinweisen (z.B. Griffiths 1986; Sierra 1995; Ardito 1997). Das Beispiel Chiapas zeigt aber auch, dass Traditionen häufig umstritten sind und verschieden interpretiert werden kónnen. Denn heute berufen sich nicht nur 26 Siehe hierzu Rus und Wasserstrom 1979:148—153; Kóhler 1986:441; Tickell 1991:10, 13; Vi- queira 1995:232—235; Gabbert 1999:358-361, 364—368; Garza Caligaris 1998:49f£; Rus 2005:180— 199.

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Volltext: Zeitschrift für Ethnologie, 131/132.2006/07

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