Süd-Amerika.
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Grössen, Flaschen, Krüge, tiefe und flache Schalen. Die Muster sind nicht ohne Geschmack,
Zickzack- und Bogenlinien, blattförmige und geschwungene Zeichnungen. Meist wechseln
schwarze, von schmalen weissen Linien eingefasste Streifen mit rothen ab. Die Töpferei
betreiben beide Geschlechter, doch fällt das Eindrücken der Muster, wie das Ausmalen der
selben, den Frauen zu. Korb- und Flutflechterei besorgen die Männer. Die Körbe werden
meistens aus gespaltenen Bambus gearbeitet, während das Material für Piüte von den
getrockneten Blättern einer Fächerpalme gewonnen wird.
Eine zweite, zu den Chaco-Indianern gehörige Horde, welche der Reisende in diesem
südlichen Theile von Matto Grosso kennen lernte, sind die Cadioéos, wegen ihrer beständigen
Fehden mit anderen Stämmen gefürchtete, kriegerische Leute, aber dem Trünke ergeben,
ausschweifend und lasterhaft. Der Reisende sah ein Wanderlager derselben in der Nähe von
Corumbá und besuchte sie in ihrem Standquartier in der Nähe des jetzt verlassenen Forto
Olimpo am Paraguay. Abgesehen von ihren wilden, unsteten, kriegerischen Gewohnheiten,
ähneln sie den vorher beschriebenen Terenos, denen sie auch offenbar verwandt sind. Das
einzige Kleidungsstück ist auch bei ihnen der Chiripá, daneben aber verwenden sie, wie
übrigens auch schon Castelnau hervorhob, der sie in Albuquerque beobachtete, grosse Sorg
falt und Geduld auf die Ausschmückung ihres Körpers, den sie mit den zierlichsten Arabesken
bemalen, gemeiniglich an den beiden Hälften des Körpers verschieden. Jedes hervorspriessende
Härchen im Gesicht wird mit einer kleinen Zange ausgezupft, Beide Arme und Hals um
winden sie mit Perlenschnüren. Den Kopf schmücken sie mit Federn und Perlen. Die oberen
Vorderzähne werden spitz gefeilt. Sie sind, wie die Terenos, gute Töpfer. Ihre Geschirre
ähneln im Allgemeinen denen der Terenos, doch sind die Muster mannigfaltiger und zierlicher.
Besonders eigenthümlich sind grosse zum Aufbewahren von Schmucksachen dienende Schalen
aus Thon, welche innen ein Muster aus rothen gewundenen Linien zeigen, aussen dagegen
mit rothem Flanell überzogen sind, auf welchem mit blauen nnd weissen Perlen Stickereien
angebracht sind. Perlstickerei ist überhaupt die Lieblingsbeschäftigung der Weiber. Eigene
Webereien hat der Reisende bei ihnen nicht gesehen.
Von Corumbá aus ging der Reisende weiter in Canoes den Paraguay aufwärts, um ein
Don der Bororó’s zu besuchen, das sich am rechten Ufer des Paraguay, 8 Leguas von der
Ranchería Descalvado nach Norden an der Lagoa grande, einem grossen mit Pflanzen
bewachsenen Sumpfe, befindet. Die Bororó’s sind Camp- und Waldindianer und scheuen die
Nähe der Flüsse. Es sind grosse, kräftig gebaute Gestalten von schwarzbrauner Farbe und
langem groben schwarzem Haar. Als einziges Bekleidungsstück tragen die Männer ein
Futteral aus Schill um den Penis, die Vorhaut wird ausserdem mit einer Schnur zusammen
gebunden und das Glied aufrecht am Körper befestigt, fIn der durchbohrten Unterlippe tragen
sie einen Knochen. Die Weiber ziehen einen schmalen Streifen Cactusbast zwischen den
Beinen hindurch. Als Festschmuck tragen sie Kronen aus Jaguarkrallen und Jaguarzähnen
und Federn des blauen Arara, die aufrecht am Hinterkopf befestigt werden, und Halsketten
aus Zähnen und Perlen. Eigenthümlich ist ein Ring aus Schnüren von Frauenhaar, den sie
bei der Jagd, gewissermaassen als Polster für die über den Kopf gehaltenen Pfeile, auf dem
Kopfe tragen. Sie fertigen vorzügliche Waffen: 8' lange Bogen aus dem Holz der Carandá-
Palme, mit cipo negro Bast umwunden, mit Sehnen aus caravatá gedreht, und Pfeile, 6—7'
lang, aus einer bestimmten Art Rohr mit breiten zugeschärften Spitzen aus Bambusrohr oder
mit Knochenspitzen. Ihre Hauptbeschäftigung ist die Jagd, sie schiessen den Jaguar mit den
langen Pfeilen mit Bambusspitze, und nicht wenige zeigten schreckliche Narben, die sie im
Nahkampf mit Tigern erhalten.