Volltext: Original-Mittheilungen aus der Ethnologischen Abtheilung der Königlichen Museen zu Berlin, 1.1885/86

Afrikanische Sammlungen. 
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Resumiren wir. Wenn wir die Stämme des oberen Schingü unter sich vergleichen, 
indem wir uns durchaus auf die hier verzeichneten Gegenstände beschränken und z. B. vom 
Hüttenbau und manchem Andern absehen, so findet sich eine durchgehende Gemeinsamkeit 
in der Technik der Waffen, der Kanus, der Hausgeräthe, des Topfgeschirres, der Gewebe, 
des Federschmuckes, der Musik-Instrumente. Daneben aber sind natürlich bei den verschiedenen 
Stämmen eine Anzahl von Objecten anzutreffen, welche ihren Nachbarn fehlen. So haben die 
Baka'iri keine Pfeile mit Bambusspitzen, keine Keulen, keine Federhauben, keine Pansflöten, 
und die Suyä ihrerseits keine Rohrdiademe, keine Hängematten. Was indessen die Baka'iri 
und die Suyä, ihrem nationalen Ursprünge nach weit divergirende Stämme, überhaupt gemein 
sam haben, haben sie auch in der Technik gemein. 
Die Sammlung zeigt uns also auf das Klarste, übereinstimmend mit mancherlei Beob 
achtungen auf der Reise: so deutlich die Stämme jetzt noch ethnologisch zu trennen sind, 
so offenbar ist doch ein ethnologischer Ausgleich unter ihnen bereits in vollem Gange 
begriffen. 
Stellen wir nun eine Ueberschau der von den Yuruna des Unterlaufs heimgebrachten 
Gegenstände diesem Gesammtbilde vom oberen Schingü gegenüber, so ergiebt sich zunächst 
selbstverständlich der Hauptunterschied, dass wir es dort nicht mehr mit Völkern der Steinzeit 
zu thun haben. Diesen aber nur geschichtlich zufälligen Umstand bei Seite, ist es ohne 
Weiteres ersichtlich, dass die Yuruna sich von den Bewohnern des Quellgebietes gerade 
durch das unterscheiden, was diese unter sich gemeinsam haben — die Technik im 
Einzelnen. 
Die Bogen und Pfeile, die Hängematten, das Topfgeschirr (von dem wir leider keine 
Belegstücke vorweisen können), die Anwendung der Ornamentik am gleichen Orte, der Feder 
zierrath, die Musik-Instrumente, welche man am oberen Schingü kennt, alles das kennen die 
Yuruna auch, aber die Art der Herstellung ist so abweichend, dass wir ungemein überrascht 
hätten sein müssen, wenn wir ein Volk mit den Methoden der Yuruna im Quellgebiet ange- 
troffen hätten. 
Es wird also durch die Vergleichung nicht nur, was wir auch sonst wissen, bewiesen, 
dass die Yuruna mit den Indianern jenseits des Martiuskatarakts in keiner Berührung gestanden 
haben, seitdem sie selbst aus der vorhistorischen Zeit herausgetreten sind, sondern die 
Sammlung bietet auch zu Gunsten einer allgemeineren Betrachtung ein interessantes Beispiel 
dafür, dass schon in dem Steinalter für dieselben Dinge eine lange Geschichte der Technik zu 
verzeichnen ist. 
Afrikanische Sammlungen. 
Zu den afrikanischen Schätzen, die im vorigen Hefte als bei dem Museum eingegangen, 
erwähnt werden konnten, sind ferner werthvolle Erwerbungen kostbarster Art hinzu 
gekommen, aus den im Aufträge des Königs von Belgien unternommenen Entdeckungsreisen 
des Stabsarzts Dr. Uudwig Wolf, sowie den von der Afrikanischen Gesellschaft ausgerüsteten 
Expeditionen der Uieut. Kund und Tappenbeck, nebst der Dr. Büttner’s. Die erstere 
Erforschung bringt Gegenstände der Baluba, Baschobe, Bakuba aus bisher unbetretenen
	        
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