Afrikanische Sammlungen.
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päischen Hosen gewöhnt haben, lieben sie es,
den isinene Uber dieselben umzubinden.
Isixoxo, Kopfputz. Ein aus den Haaren,
aus Gummi und Akazienholzkohle zusammen
gekleisterter, glänzend schwarzer Ring, der kronen
förmig auf dem Kopfe ruht. Auf dieses Abzeichen
des verheiratheten Kriegers legen die Sulu hohen
Werth, stets poliren und verschönern sie sich
denselben gegenseitig. Sie bedienen sich hierzu
der kleinen Horn-Instrumente, die jeder Sulu
im Haar trägt und die zugleich als Schweiss
kratzer, Taschentuch, Schnupftabakslöffel u. s. w.
Dienst versehen. Der vorliegende „isixoxo” ist
einem Hingerichteten abgeschnitten.
Merkwürdig sind massive, schwere Bronze -
ringe, die in Ulundi, der Residenz Ketschwayos,
gefunden wurden. Die englischen Soldaten, in
der Annahme, sie seien Gold, packten sich die
Tornister damit voll, daher auch die meinigen
verbogen sind. Für das vorliegende Stück sind
seiner Zeit 60 Mark bezahlt worden. In Natal
wusste mir kein Mensch Auskunft darüber zu
geben, nur einmal sagte mir ein Sulu, er kenne
diese Ringe, sie würden von den Sulu gemacht
und zwar verwende man beim Giessen Menschen
fett. Erst von John Dünn erfuhr ich, dass diese
Bronzeringe früher aus Europa, wahrscheinlich
aus Portugal, über Delagoa-Bay nach Sululand
importirt wurden und hier eine Art Münze reprä-
sentirten, die zum Ankauf der Frauen diente, so
dass für einen guten Ochsen etwa 10 dieser
Ringe gegeben wurden und für eine Frau 5 bis
5o Ochsen. Was das Menschenfett betrifft, so
bestätigte mir J. Dünn, dass die Sulu beim
Schmieden der Assegai’s allerdings zuweilen
Leichenfett benutzten.
Isixya, ein Armband aus aufgereihten, viel
eckig geschnitzten und durch stellenweises An
brennen verzierten Holzwürfeln. Dieselben stellen
eine Art Sulu-Orden vor, da sie vom König nur
an solche Krieger verliehen werden, die in der
Schlacht einen Feind getödtet haben. Das vor
liegende stammt von einem Sulu, der bei Etschowe
im Gefecht gegen die Engländer fiel.
Es gelang mir auch ein merkwürdiges Pelz
halsband eines Zauberdoctors zu erlangen. Der
Betreffende wankte betrunken vor mir durch das
Feld, fiel hin und verlor dabei sein Collier sammt
allen daran hängenden Arznei- und Zauber
schätzen. Ich las es auf und annektirte es für
die Wissenschaft, trotzdem der entnüchterte
Zauberer später hohen Finderlohn aussetzte.
Die geflochtenen Körbe (3 Stück) der Sulu,
hre Bierseier, die Löffel (5 Stück) für Milch
u. s. w. verrathen einen hohen Grad von Ge
schmack und Technik; auch die Holzlöffel
(8 Stück) sind in den verschiedensten Grössen
und Mustern geschnitzt und wie das oben er
wähnte Isixya mit eingebrannten Ornamenten
versehen. Das Schnitzen ist überhaupt eine Lieb
lingsbeschäftigung des Sulu: seine niederen
Schemel, seine Spazierstöcke und Keulen
(Iwisa) sind meist originell und oft nicht ohne
Humor, dabei mit keinem besseren Instrumente
wie mit dem Assegai geschnitzt. Die Form der
Keulen gleicht der der übrigen Kaffern, doch
kommen auch Muster, wie Halbmonde, Helle
barden u. dergl. vor. Am meisten Phantasie ent
wickelt der Sulu bei der Herstellung seiner
Schnupftabaksdosen, die sich in allen mög
lichen Formen und Grössen, vom Fingerhut bis
zum Pulverhorn vorfinden. Die Dachapfeife
fehlt bei den Zusammenkünften der Sulu nie.
Beide Geschlechter sind gleich versessen auf
Perlschmuck; sie behängen sich damit wo und
wie sie nur können. Abgesehen von den Mädchen
Gürteln (7 Stück) tragen sie Perl ketten und
Schnüre (i5 Stück) oder Taschen, Armbänder
(11 Stück), Schnupftabaksdosen, Alles in
äusserst geschmackvoller Weise mit europäischen
Perlen verziert.
Wenngleich es mir, allerdings nur für hohe
Preise, noch gelang, ethnographische Gegenstände
der Sulu aufzutreiben, so dürfte doch bald der
Zeitpunkt gekommen sein, dass auch hier
jede Originalität verloren geht. Die Engländer
haben im letzten Kriege nicht nur Schilde, Keulen
und Assegais zu vielen Hunderten als Beute oder
Andenken weggeholt, sondern sie haben ganze
Scheiterhaufen derselben verbrannt. So haben
denn jetzt schon südlich vom Tugela Natalkaffern
begonnen, „Zulu curios” anzufertigen, um die
selben in Natal u. s. w. an durchreisende Fremde zu
verkaufen. Ich war Zeuge, wie ein junger Eng
länder einen (echten) Suluschild mit 36o Mark
bezahlte — da lohnt sich das Imitiren resp.
Fälschen.
Von den Eingeborenen des unteren
Sambesi-Gebiets
sind zumal eigenthümlich wegen ihrer Bekleidung
bez. Bespinnung mit Messingdraht die Lanzen
und die Streitäxte, letztere in der Form den
centralafrikanischen entsprechend. Die Einge-
bornen beschäftigen sich eben fortwährend, wenn
sie gerade nichts Besseres zu thun haben, mit
dem Flechten dieses europäischen Drahtes, gerade
so wie der Bolivianer nie ohne seine Spindel,
oder der schwarzwälder Hirt nicht ohne seinen
Strickstrumpf gesehen wird. Die Assegais sind
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