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B sagt zu A: Weinperl siss? — A zu B: Net gar siss. — B zu A:
Weinperl sauer? — A zu B: Net gar sauer.
Jetzt läuft B um A zu fangen, doch der Kranz lässt ihn nicht
in den Kreis. Schlupft er doch hinein, so läuft A hinaus, erhascht
ihn aber B, so tritt dieser an seine Stelle. Szent-Ivän.
11. Die Kinder stellen sich an die Wand. Vor ihnen hockt
der „Wolf“, in einer kleinen Entfernung der „Hirt“, der also spricht:
Olli liebe Lamperl gehts furt.
Die Kinder laufen weg.
Jetzt entwickelt sich zwischen den Kindern und dem Hirten
folgendes Gespräch: 1 )
Hirt: Olli liebe Lamperl kumts ham! — Kinder: Mir trauen uns net
ham. — H.: Vor wem? — K.: Vorn Wulf. — H.: Wo sitzt er? —-
K.: Hinter der Hullerstauen. — H.: Wos frisst er? — K.: A Gros. —
H.: Wos sauft er? — K.: A. Wosser. — H.: Olli liebe Lamperl
kumts kam!
Die Kinder laufen zum Hirten. Den der Wolf erhascht, tritt
an seine Stelle. Solymär.
Die Prinzessin von England (vom Rhein). 2 )
Von H. Eschenburg.
Es ritt ein Jäger wohl über den Rhein,
Bei einer Frau Wirtin da kehrte er ein.
Frau Wirtin hat Sie gut Wein und Bier,
Ich habe ja Geld, ich bezahl ja dafür.
Ich habe ja Bier, ich habe ja Wein,
Wenn Sie nur wollen meine Gäste sein.
Das Mädchen brachte den Wein herein,
Er kennet sie bei dem Ringelein.
Frau Wirtin, ich hab es mir eben bedacht,
Können Sie mir sie leihen eine halbe
gute Nacht.
Ihr kann ich sie leihen wohl zwei oder
drei,
Wenn Sie dann mir wollen meine Gäste
nur sein.
Und als es nun am Abend ging,
Das Mädchen an zu weinen fing.
Ach, Mädchen, weine nicht zu sehr,
Denn du sollst behalten ja all deine Ehr.
Die Mitternacht, die war verflossen,
Kein Wort hatten sie zusammen ge
sprochen.
Ach, Mädchen, kehr dich um zu mir,
Und nenne mir all deine Freunde mal für.
Der alte König wohl an dem Rhein
Das ist der herzliebste Vater mein.
Die alte Frau Königin wohl an dem Rhein,
Das ist die herzliebste Mutter mein.
Mein jüngster Bruder, Johann Friedrich
mein,
Das weiss der liebe Gott allein.
Dein jüngster Bruder, Johann Friedrich
dein,
In dessen Armen schläfst du nur allein.
Und als am Morgen die Sonne aufging,
Frau Wirtin wohl an zu wecken fing.
Steh auf, steh auf, du junge Braut,
Steh auf, wasch Töpfe, feg’ aus dein Haus.
Sie ist nicht meine junge Braut,
Sie ist meine Schwester im Herzen
vertraut.
Der Jäger stand auf und sattelt sein Pferd,
Und stach die Frau Wirtin wohl mit
sein Schwert.
Und als der König nur das vernahm,
Dass Johann Friedrich mit seiner
Schwester kam.
Da liess er alle Glocken gehn,
Dass er seine Tochter hat wiedergesehn.
Südl. Holstein.
x ) Handelmann S. 77 u. f. Niederd. Jahrb. VIII (1882), S. 99. Trapp und
Pinzke S. 78, Nr. 66. Frischbier S. 177, Nr. 691. 2 ) S. Ur-Quell I, S. 14. 15;
III, S. 46, 111.